Daten-Visualisierung und -Verständnis sind wichtige Faktoren bei der Durchführung eines Data Science Projekts. Eine visuelle Exploration der Daten unterstützt den Data Scientist beim Verständnis der Daten und liefert häufig wichtige Hinweise über Datenqualität und deren Besonderheiten. Bei STATWORX wenden wir im Bereich Datenvisualsierung eine Vielzahl von unterschiedlichen Tools und Technologien an, wie z.B. Tableau, Qlik, R Shiny oder D3. Seit 2014 hat QlikTech zwei Produkte im Angebot: QlikView und Qlik Sense. Für viele unserer Kunden ist die Entscheidung, ob sie QlikView oder QlikSense einsetzen sollen nicht einfach zu treffen. Was sind die Vor- und Nachteile der beiden Produkte? In diesem Blogbeitrag erläutern wir die Unterschiede zwischen den beiden Tools.
Geschichte und Aufbau von Qlik
Die Erfolgsgeschichte der Firma QlikTech begann in den 90er Jahren mit dem Produkt QlikView, das im Jahre 2014 durch QlikSense offiziell abgelöst werden sollte. Aktuell sind noch beide Produkte am Markt, QlikTech fokussiert sich jedoch stark auf die Weiterentwicklung von QlikSense. Zwischen den Veröffentlichungsterminen der beiden Produkte stieg die Anzahl der Mitarbeiter von QlikTech von 35 auf über 2000. Beiden Produkten liegt dieselbe Kerntechnologie zu Grunde; die Qlik Associative Engine. Diese ermöglicht eine einfache Verknüpfung von unterschiedlichen Datensätzen, die alle In-Memory (im Arbeitsspeicher des Rechners) gehalten werden. Dies ermöglicht einen extrem schnellen Datenzugriff, da der Arbeitsspeicher gegenüber normalen Datenträgern eine erheblich schnellere Lese- und Schreibgeschwindigkeit aufweist. Weiterhin kann die Qlik Associative Engine viele Nutzer und große Datenmengen managen was einer der Hauptgründe ist, warum sich Qlik erfolgreich gegen seine Mitbewerber durchsetzen konnte.
QlikView
QlikView orientiert sich grundsätzlich am Thema “Guided Analytics”. Hierbei wird dem Endanwender eine App von einem QlikView-Entwickler bereitgestellt, die die notwendigen Überlegungen und Implementierungen rund um das Datenmodell, den inhaltlichen und optischen Aufbau der App sowie die unterschiedlichen Visualisierunge enthält. Der Anwender wiederum hat die komplette Freiheit die Daten durch Filtern, Auswählen, Drill-Down und Cycle Groups zu erkunden, um neue Erkentnisse zu gewinnen und Antworten auf seine Business-Fragen zu finden. Hierbei steht allerdings das Erstellen von eigenen Visualisierungen für den Endanwender nicht im Fokus.
Die Entwicklung von QlikView Applikationen erfordert Erfahrung und Expertise, da die Dashboarderstellung nicht über Drag und Drop möglich ist. Der Endanwender erhält hingegen eine fertige und einsatzbereite Applikation und kann somit umgehend mit seinen BI Analysen starten.
Die fertigen Datenmodelle und die daraus resultierende QVDs können ebenfalls von Qlik Sense geöffnet werden, dies ist allerdings andersherum nicht möglich.
Weitere wichtige Eckpunkte zu QlikView sind:
- eine Vielzahl an unterschiedlichen Datenverbindungsmöglichkeiten vorhanden
- keine Cloud-Lösung erhältlich, QlikView läuft lokal oder auf einem On-Premise Server
- benutzerfreundliche Entwicklungsoberfläche
- baut auf C++ und C# auf
- PDF Reporting durch NPrinting möglich
- Pixel genaues Erstellen von Applikationen
- 2000er Retro-Charme
- schnelle Entwicklungsprozesse und einfache Anpassungsmöglichkeiten
Qlik Sense
Qlik Sense wurde mit dem Fokus auf Self-Service BI entwickelt und ist Qliks Antwort auf den größten Mitbewerber Tableau. Hierbei wird der Anwender der Applikation weniger gerichtet geleitet sondern ihm die Möglichkeit gegeben seine eigenen Daten zu integrieren, um Apps selbständig zu kreieren. Einer der Vorteile von Self-Service BI ist, dass der Anwender eigenständig neue Visualisierungen erstellen kann, die sich konkret an seinen Fragestellungen orientieren. Allerdings erfordert dies engagierte und neugierige Anwender, die Lust haben ihre Daten zu erkunden. Tools wie QlikSense vereinfachen den Prozess bei der Erstellung von Visualisierungen erheblich, sodass auch unerfahrene Anwender innerhalb kürzester Zeit sinnvolle Darstellungen aus ihren Daten generieren können.
Die Erstellung von Visualisierungen und Layout erfolgt einfach über Drag & Drop. Kennzahlen und Dimensionen können ebenfalls in die Visualisierung gezogen werden. Im Gegensatz zu QlikView stehen nativ moderne Datenvisualisierungsmöglichkeiten zu Verfügung wie beispielsweiße Karten für Geoanalysen.
Jedoch spielen Qlik Experten weiterhin eine wichtige Rolle, da falls es sich nicht um Ad-hoc Analysen handelt eine Anbindung an die bestehende Dateninfrastruktur notwendig ist. Folglich ist es bei großen Datenmengen ebenfalls wichtig, dass das Datenmodell effizient und performant ausgestalltet sind. Um unterschiedliche Berechnung von KPIs zu vermeiden und die Kommunikation von widersprüchlichen Ergebnissen zwischen Abteilungen zu verhindern ist die Bereitstellung von Masterkennzahlen und Dimensionen entscheident. Zusätzlich vermeidet dies die ineffiziente Berechnung von Kennziffern, was bei großen Datenmengen an Bedeutung gewinnt bezüglich Ladezeit. Oft sind komplexere Analysen notwendig, welche nicht durch Drag & Drop möglich sind, sondern Erfahrung und Expertise in weitergehende Funktionen wie Set Analysen erfordert. Nur dadurch kann das volle Potential von Qlik Sense ausgeschöpft werden.
Im Vergleich zu QlikView ist Qlik Sense benutzerfreundlicher gestaltet worden, allerdings schränkt dies die Individualisierungsmöglichkeiten ein, was für erfahrene QlikView-Benutzer beim Umstieg frustrierend sein kann.
Weiterhin gibt es aus der Anwendung von QlikSense heraus noch folgende wichtige Punkte:
- Vielzahl von möglichen Datenverbindungen und Integration eines Data Marketplace
- Cloud Option vorhanden
- vereinfachtes Lizenzmodell
- kostenfreie Desktop-Version
- PDF Reporting durch NPrinting
- verwendet HTML und JavaScript als Grundlage
- anwenderfreundliche, offene API
- Vielzahl an kostenlosen und kostenpflichtigen Extensions, allerdings ist hierbei nicht immer eine Kompatibilität mit der nächsten Qlik Sense Version gewährleistet
- responsive, dadurch geeignet für mobile Devices und touch-freundliche Bedienung
Fazit
Schaut man sich die letzten Updates von QlikView und Qlik Sense an, erkennt man deutlich, dass der Fokus von QlikTech auf Qlik Sense liegt. QlikView soll weiterhin mit Updates versorgt werden, allerdings wird es vorrausichtlich keine neuen Features geben, diese bleiben Qlik Sense vorbehalten. Lange Zeit war der grundlegende Funktionsumfang gleich und die größten Unterschiede gab es hinsichtlich Bedienung und Visualisierungsmöglichkeiten. Allerdings gibt es beispielsweise die neuen In… Funktionen, die Year-to-date Berechnungen vereinfachen, nur in Qlik Sense.
Die Entwicklung von komplexeren Dashboards gestaltet sich unter Qlik Sense im Vergleich zu QlikView als schwieriger. Hier spielt QlikView eindeutig seine Stärke aus. Allerdings erweitern sich die Möglichkeiten diesbezüglich für Qlik Sense mit jedem Update. In den neusten Versionen wurden Optionen integriert um die Grid-Size anzupassen, die Seitenlänge zu erweitern und Scrollen zu ermöglichen oder ein Dashboard mit CI-konformen Farben zu gestalten mittels Custom-Themes. Außerdem bietet Qlik Sense für komplexe Dashboards die Möglichkeit Mashups zu erstellen. Hierbei handelt es sich um Webseiten oder Applikationen in die Qlik Sense Objekte integriert werden. Die Lücke zu QlikView hinsichtlich der Erstellung von Dashboards verkleinert sich somit stetig.
Beide Lösungen werden noch für längere Zeit ihre Daseinsberechtigung haben. Daher wird es für manche Unternehmen weiterhin Sinn machen QlikView und Qlik Sense parallel zu Betreiben und sich anwendungsbezogen für ein Produkt zu entscheiden.