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2024 war ein aufregendes Jahr für die Künstliche Intelligenz. Nun steuern wir auf den Endspurt zu – höchste Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Anfang des Jahres veröffentlichten wir unseren AI Trends Report 2024, in dem wir 12 steile Thesen formulierten, wie sich die KI-Landschaft 2024 entwickeln wird. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick darauf, wie sich unsere Prognosen bewährt haben. Dazu stellt Fabian Müller, COO von statworx, einige unserer Vorhersagen auf den Prüfstand.

Die Evolution der Datenkultur: Ein Wettbewerbsvorteil?

Unsere erste Prognose betraf die Verankerung von KI-Kompetenz und Datenkultur in Unternehmen. Fabian sagt zurecht: „Das ist ein No-Brainer. Unternehmen, die eine starke Datenkultur etabliert haben, verzeichnen überproportionale Fortschritte in der Nutzung von KI. Datenkultur wirkt wie Booster für den Fortschritt von KI.“

Der EU AI Act wird insbesondere durch Artikel 4 in naher Zukunft dazu beitragen, dass Unternehmen strukturiertes Wissen in bestimmten Rollen aufbauen werden. Der Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, die Expertise und Kultur vereinen, ist also real und messbar. Das erfuhren wir auch auf unserem statworx Client Day aus erster Hand von unseren Kunden. Wer mehr zum Thema Data Culture wissen möchte, sollte unser Whitepaper zum Thema Data Culture lesen.

Die 4-Tage-Arbeitswoche: Ein Traum oder bald Realität?

Ein heiß diskutiertes Thema ist und bleibt die 4-Tage-Arbeitswoche, ermöglicht durch KI-Automatisierung. Fabian stellt klar, dass diese Entwicklung (noch) nicht primär durch KI vorangetrieben wird, sondern vor allem eine gesellschaftliche Diskussion ist: „KI kann zwar Effizienzsteigerungen ermöglichen, aber viel weiter ist generative KI noch nicht. Aktuell können wir spezifische Aufgaben automatisieren, aber um Arbeitszeit in großem Stil zu reduzieren, müsste KI ein ganzes Spektrum an Aufgaben übernehmen.“ Das ist auch der Grund, warum die Diskussion aktuell vor allem von der jüngeren Generation, die vornehmlich in der digitalen Arbeitswelt zuhause ist, geführt wird. Es bleibt abzuwarten, wann KI-Automatisierung auch darüber hinaus Arbeitszeitverkürzungen tatsächlich ermöglichen kann – und wie wir als Gesellschaft darüber entscheiden. Denn solche Veränderungen erfordern vor allem entsprechende politische Mehrheiten.

Auf dem Weg zur AGI: Omnimodale Modelle im Fokus

Die Vision einer Artificial General Intelligence (zu Deutsch: allgemeinen Künstlichen Intelligenz, abgekürzt AGI) scheint durch die Entwicklung von omnimodalen Modellen wie GPT-4o näher zu rücken. Die beeindruckenden Fortschritte von Claude 3.5 und dem Open-Source-Modell (bzw. Open-Weight) Llama 3.1 zeigen, dass die Entwicklung in Richtung AGI voranschreitet. Doch wie groß die nächsten Schritte werden, hängt für Fabian maßgeblich vom Zusammenspiel zweier miteinander zusammenhängender Faktoren ab: der Modellarchitektur und der Fähigkeit, KI-Systemen einen Körper bzw. eine physische Repräsentanz zu geben, das sogenannte Embodiment.

Was die Modellarchitektur betrifft, liegt der Schlüssel für Fabian in der Kombination von Symbolic AI und Connectionism (Deep Learning). Symbolic AI basiert auf expliziten logischen Regeln und Symbolen, die menschliche Wissensdarstellungen nachahmen. Denn auch wir Menschen kommen nicht ohne Vorwissen auf die Welt – wie Kahnemans Systeme 1 und 2 verdeutlichen. Symbolic AI war in den frühen Tagen der KI-Forschung populär. Immer wichtiger wird aber Deep Learning. Es setzt auf neuronale Netzwerke, die große Mengen an Daten verarbeiten und selbstständig Muster erkennen können. Es basiert auf der Annahme, dass Intelligenz durch die Kombination von Daten und Rechenleitung vollumfänglich erreicht werden kann.

Wenn es gelingt, diese beiden Architekturen sinnvoll zu verbinden, und ein solches KI-Modell in physische oder virtuelle Umgebungen einzubetten (Embodiment), können wir AGI tatsächlich bedeutend näherkommen, denkt Fabian. Denn das Gelingen von AGI beruht maßgeblich auf der These aus der neueren Kognitionswissenschaft, dass Bewusstsein einen Körper benötigt, also eine physische Interaktion voraussetzt.

Omnimodalität bezieht sich auf die Fähigkeit von KI-Modellen, mehrere Modalitäten – wie Text, Bild, Video und Audio – gleichzeitig zu verarbeiten und zu verstehen. Ein Beispiel dafür ist GPT-4o Vision, das sowohl Text als auch Bilddaten verarbeiten kann.

Embodiment hingegen bedeutet, dass KI-Modelle in einer physischen oder virtuellen Umgebung agieren und mit dieser interagieren können. Ein gutes Beispiel wäre ein Roboter, der nicht nur Sprache versteht, sondern auch physische Aufgaben ausführt.

Generative AI: Revolution in der Medienproduktion

Generative AI ist bereits dabei, die Medienproduktion zu revolutionieren. Ein beeindruckendes Beispiel lieferte Toys’R’Us, das mit OpenAIs Sora einen kompletten Werbespot produzierte. Links und rechts davon sprießen immer mehr generative KI-Tools aus dem Boden, wie zum Beispiel Lunar AI für Contenterstellung und DreamStudio für Bildgenerierung. Für den Film Civil War erstellte ein Marketingteam erstmals alle Filmplakate mit generativer KI – ein Vorbote für die ganze Filmbranche?

Was wir aktuell wissen, gibt noch keinen Anlass zur Annahme, dass wir demnächst den ersten komplett KI-generiert Film erwarten dürfen. Sora ist bisher nur eingeschränkt verfügbar und es ist unklar, wie weit fortgeschritten das Tool in seiner Entwicklung wirklich ist und wie viel manuelle Arbeit noch erforderlich ist. Doch für Fabian zeigt der Trend klar in eine Richtung: Obwohl KI derzeit noch wechselhafte Vorschläge macht, die vom Menschen nachbearbeitet werden müssen, wird sie in Zukunft zunehmend in der Lage sein, Inhalte automatisiert und mit höherer Qualität zu erstellen.

NVIDIA vs. Herausforderer: Ein ungleicher Kampf?

„Der Markt für GPUs bleibt spannend, doch NVIDIAs Dominanz ist weiterhin ungebrochen, das zeigt auch der Aktienkurs“, sagt Fabian. „Trotz Fortschritten von etablierten Unternehmen wie AMD und Start-ups wie Cerebras und Groq bleiben NVIDIAs Hardware und das damit verbundene Softwarestack und Ökosystem überlegen.“

Hinzu kommt, dass das Geschäftsmodell Chipentwicklung hohe Kapitalinvestitionen erfordert, was eine große Einstiegshürde für neue Akteure darstellt. Für die etablierten Konkurrenten sieht es nicht viel besser aus: Sie kämpfen damit, dass nahezu alle KI-Modelle auf NVIDIA-Hardware und NIVIDAs CUDA-Plattform entwickelt werden. Diese Modelle auf eine andere Hardware zu übertragen, ist technisch herausfordernd und zeitaufwändig.

CUDA (Compute Unified Device Architecture) ist eine Plattform für parallele Berechnungen und ein Programmiermodell bzw. Software-Framework, das von NVIDIA für allgemeine Berechnungen auf Grafikprozessoren (GPUs) entwickelt wurde.

SML vs. LLM – oder ganz weg von Transformern?

Leistungsfähige und kosteneffiziente kleine Sprachmodelle (Small Language Models, SLMs) wie Phi-3-mini (3.8B Tokens) laufen ihren großen Geschwistern in einigen Disziplinen schon den Rang ab. Das zeigt: Kleinere Modelle mit hochwertigen Daten können sehr erfolgreich sein. Trotzdem werden parallel dazu Modelle mit immer größeren Datenmengen gefüttert, wie z. B. Llama 3.1, das mit 405 Milliarden Parametern und 16,5 Billionen Tokens trainiert wurde.

Als Open-Source-Modell übertrifft Llama 3.1 in einigen Anwendungen sogar GPT-4, was wiederum zeigt: Der Abstand zwischen Open-Source- und proprietären Modellen ist derzeit so klein wie nie zuvor. Für Fabian liegt die Zukunft der Sprachmodelle deshalb in einer Kombination aus Qualität und Quantität. Denn, obwohl die Datenmenge sehr wichtig ist, liegt ein immer größeres Augenmerk auf der Datenbereinigung und -aufbereitung.

Denkbar ist aber auch, dass die Transformer-Technologie Modellarchitekturen ergänzt. Hier gibt es neue Lösungsansätze wie z. B. xLSTM, Scalable MatMul-free Language Modeling und Mamba. Diese Ansätze befinden sich jedoch noch in frühen Forschungsstadien. In welche Richtung es weitergeht, wird auch maßgeblich von der Frage abhängen: Wie gut wird GPT-5?

AI Act: Mehr Herausforderung als Chance

Aktuell ist es unklar, ob sich die Vorteile durch den AI Act wirklich einstellen. Aus ethischer Sicht sind die Vorteile für Verbraucher zu begrüßen. Der Schutz von Grundrechten sollte stets an oberster Stelle stehen. Aber ob sich die potenziellen Vorteile des AI Act auch für Unternehmen einstellen, muss die Zukunft zeigen. Denn derzeit sorgt das Gesetz eher für Unsicherheit: „Alle wissen, dass sie handeln müssen, aber kaum einer weiß genau wie“, sagt Fabian. „Das sehen wir auch bei unseren Kunden, mit denen wir aktuell daran arbeiten, Governance-Strukturen aufzubauen.”

In puncto Investitionen und Start-ups ist die Lage etwas klarer, weil sich der AI Act hier eher als hinderlich erweist. Europäische Start-ups haben Schwierigkeiten mit dem komplexen Gesetz, das je nach Risikostufe (von Spamfiltern über Chatbots bis Stellenvermittlung) unterschiedliche Anforderungen stellt und einige Anwendungsfälle verbietet. Die umfangreichen Definitionen könnten dazu führen, dass mehr als die geschätzten 5-15 % der Systeme als hochriskant eingestuft werden, was kleine Unternehmen vor erhebliche Kosten stellt.

Ironischerweise warnt nun sogar der Architekt des Vorschlags der Europäischen Kommission, Gabriele Mazzini, dass das Gesetz zu weit gefasst sein könnte und Unternehmen in Europa möglicherweise nicht genug Rechtssicherheit bietet. Aus unserer Sicht muss die EU deshalb die Investitionslücke zu den globalen Konkurrenten schließen und sicherstellen, dass die Regulierung Innovationen nicht behindert. Nur dann kann der AI Act das Vertrauen in europäische KI-Technologien stärken und als Qualitätsmerkmal fungieren.

KI-Agenten revolutionieren den Alltag…noch nicht

Was vor einem Jahr als Technologie noch unter dem Radar flog, feiert nun ein Comeback in neuer Qualität und Sichtbarkeit. Getrieben von den Fortschritten immer leistungsstärkerer LLMs entwickelt sich auch die Technologie für fortschrittliche persönliche Assistenz-Bots rasch weiter. Noch sind die Agents allerdings nicht so weit, dass sie zu einem wesentlichen Bestandteil des Arbeitsalltags geworden sind, konstatiert Fabian. Doch der Trend geht in die Richtung: Wir bei statworx nutzen KI-Assistenten intern und setzen auch für Kunden die ersten Projekte in dem Bereich um. Diese Systeme werden in den kommenden Jahren eine sehr große Rolle spielen.

Wenig überraschend erkennen auch immer mehr Start-ups die Chancen, die sich hier eröffnen, und dringen in den Markt ein. Und auch Sprachmodelle werden bereits explizit für den Umgang mit Tools trainiert, allen voran Llama 3.1. Sein Nachfolger Llama 4 soll noch stärker dafür optimiert sein. Doch der genaue Zeitrahmen und das Ausmaß der Entwicklung hin zu wirklich leistungsfähigen Agenten und Systemen von Agenten hängen von weiteren technologischen Fortschritten, regulatorischen Rahmenbedingungen und der gesellschaftlichen Akzeptanz ab.

Können wir ein Zwischenfazit ziehen? Jein…

Unser AI Trends Report zeigt, dass wir ein gutes Gespür für die bedeutenden Themen und Fragen hatten, die uns alle dieses Jahr beschäftigen würden. Wie gut unsere Prognosen waren, müssen wir an dieser Stelle offenlassen. Fabians häufigste Antwort auf die Frage „Stimmt diese These?” lautete nämlich „Jein“ – gefolgt von einer vorsichtigen Abwägung. Klar ist nur: Die Dynamik der Branche ist hoch.

An den Börsen drängt sich immer stärker die Frage auf, ob der Hype schon vorbei und KI zu einer Blase angeschwollen ist. Expert:innen sind sich uneins, denn trotz der jüngsten Turbulenzen gilt KI als neue Basistechnologie, ähnlich wie das Internet Anfang der 2000er Jahre. Damals profitierten kluge Unternehmer, die gegen den Trend an der Börse an die Technologie glaubten. Diese Unternehmen – Amazon, Google, Facebook und Nvidia – gehören heute zu den wertvollsten der Welt. Wenn KI-Aktienkurse also fallen und nicht überall kurzfristige Erfolge eintreten, zeigt der Blick in die Vergangenheit, dass es für den Standort Europa gefährlich sein kann, voreilig das Ende des KI-Hypes auszurufen.

Wir bleiben deshalb weiter gespannt, welche Überraschungen die nächsten Monate noch für uns bereithalten und laden euch ein, mit uns zu diskutieren! Tarik Ashry

Geschäftserfolg steht und fällt mit der Art und Weise, wie Unternehmen mit ihren Kund:innen interagieren. Kein Unternehmen kann es sich leisten, mangelhafte Betreuung und Support anzubieten. Im Gegenteil: Firmen, die eine schnelle und präzise Bearbeitung von Kundenanfragen anbieten, können sich vom Wettbewerb absetzen, Vertrauen in die eigene Marke aufbauen und so Menschen langfristig an sich binden. Wie das mithilfe von generativer KI auf einem ganz neuen Niveau gelingt, zeigt unsere Zusammenarbeit mit Geberit, einem führenden Hersteller von Sanitärtechnik in Europa.

Was ist generative KI?

Generative KI-Modelle erstellen automatisiert Inhalte aus vorhandenen Text-, Bild- und Audiodateien. Dank intelligenter Algorithmen und Deep Learning unterscheiden sich diese Inhalte kaum oder gar nicht von menschengemachten. Unternehmen können ihren Kund:innen so personalisierte User Experiences bieten, automatisiert mit ihnen interagieren und relevanten digitalen Content zielgruppengerecht erstellen und ausspielen. GenAI kann zudem komplexe Aufgaben lösen, indem die Technologie riesige Datenmengen verarbeitet, Muster erkennt und neue Fähigkeiten lernt. So ermöglicht die Technologie ungeahnte Produktivitätsgewinne. Routineaufgaben wie Datenaufbereitung, Berichterstellung und Datenbanksuchen lassen sich automatisieren und mit passenden Modellen um ein Vielfaches optimieren.
Weitere Informationen zum Thema GenAI finden Sie hier.

Die Herausforderung: Eine Million E-Mails

Geberit sah sich mit einem Problem konfrontiert: Jedes Jahr landeten eine Million E-Mails in den unterschiedlichen Postfächern des Kundenservice der deutschen Vertriebsgesellschaft von Geberit. Dabei kam es oft vor, dass Anfragen in den falschen Abteilungen landeten, was zu einem erheblichen Mehraufwand führte.

Die Lösung: Ein KI-gestützter E-Mail-Bot

Um die falsche Adressierung zu korrigieren, haben wir ein KI-System entwickelt, das E-Mails automatisch den richtigen Abteilungen zuordnet. Dieses intelligente Klassifikationssystem wurde mit einem Datensatz von anonymisierten Kundenanfragen trainiert und nutzt fortschrittliche Machine- und Deep-Learning-Methoden, darunter das BERT-Modell von Google.

Der Clou: Automatisierte Antwortvorschläge mit ChatGPT

Doch die Innovation hörte hier nicht auf. Das System wurde weiterentwickelt, um automatisierte Antwort-E-Mails zu generieren. Hierbei kommt ChatGPT zum Einsatz, um kundenspezifische Vorschläge zu erstellen. Die Kundenberater:innen müssen die generierten E-Mails nur noch prüfen und können sie direkt versenden.

Das Ergebnis: 70 Prozent bessere Sortierung

Das Ergebnis dieser bahnbrechenden Lösung spricht für sich: eine Reduzierung der falsch zugeordneten E-Mails um über 70 Prozent. Das bedeutet nicht nur eine erhebliche Zeitersparnis von fast drei ganzen Arbeitsmonaten, sondern auch eine Optimierung der Ressourcen.
Der Erfolg des Projekts schlägt hohe Wellen bei Geberit: Ein Sammelpostfach für alle Anfragen, die Ausweitung in andere Ländermärkte und sogar ein digitaler Assistent sind in Planung.

Kundenservice 2.0 – Innovation, Effizienz, Zufriedenheit

Die Einführung von GenAI hat nicht nur den Kundenservice von Geberit revolutioniert, sondern zeigt auch, welches Potenzial in der gezielten Anwendung von KI-Technologien liegt. Die intelligente Klassifizierung von Anfragen und die automatisierte Antwortgenerierung spart nicht nur Ressourcen, sondern steigert auch die Zufriedenheit der Kund:innen. Ein wegweisendes Beispiel dafür, wie KI die Zukunft des Kundenservice gestaltet. Egal in welcher Branche!

Lesen Sie in der Case Study, wie genau Geberit und statworx das Projekt technisch umgesetzt und so GenAI gewinnbringend integriert haben. 

 

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Tarik Ashry

Intelligente Chatbots sind eine der spannendsten und heute schon sichtbarsten Anwendungen von Künstlicher Intelligenz. ChatGPT und Konsorten erlauben seit Anfang 2023 den unkomplizierten Dialog mit großen KI-Sprachmodellen, was bereits eine beeindruckende Bandbreite an Hilfestellungen im Alltag bietet. Ob Nachhilfe in Statistik, eine Rezeptidee für ein Dreigängemenü mit bestimmten Zutaten oder ein Haiku zum Vereinsjubiläum: Moderne Chatbots liefern Antworten im Nu. Ein Problem haben sie aber noch: Obwohl diese Modelle einiges gelernt haben während des Trainings, sind sie eigentlich keine Wissensdatenbanken. Deshalb liefern sie oft inhaltlichen Unsinn ab – wenn auch überzeugenden.

Mit der Möglichkeit, einem großen Sprachmodell eigene Dokumente zur Verfügung zu stellen, lässt sich dieses Problem aber angehen – und genau danach hat uns unser Partner Microsoft zu einem außergewöhnlichen Anlass gefragt.

Microsofts Cloud Plattform Azure hat sich in den letzten Jahren als erstklassige Plattform für den gesamten Machine-Learning-Prozess erwiesen. Um den Einstieg in Azure zu erleichtern, hat uns Microsoft gebeten, eine spannende KI-Anwendung in Azure umzusetzen und bis ins Detail zu dokumentieren. Dieser sogenannte MicroHack soll Interessierten eine zugängliche Ressource für einen spannenden Use Case bieten.

Unseren Microhack haben wir dem Thema „Retrieval-Augmented Generation“ gewidmet, um damit große Sprachmodelle auf das nächste Level zu heben. Die Anforderungen waren simpel: Baut einen KI-Chatbot in Azure, lasst ihn Informationen aus euren eigenen Dokumenten verarbeiten, dokumentiert jeden Schritt des Projekts und veröffentlicht die Resultate auf dem
offiziellen MicroHacks GitHub Repository als Challenges und Lösungen – frei zugänglich für alle.

Moment, wieso muss KI Dokumente lesen können?

Große Sprachmodelle (LLMs) beeindrucken nicht nur mit ihren kreativen Fähigkeiten, sondern auch als Sammlungen komprimierten Wissens. Während des extensiven Trainingsprozesses eines LLMs lernt das Modell nicht bloß die Grammatik einer Sprache, sondern auch Semantik und inhaltliche Zusammenhänge; kurz gesagt lernen große Sprachmodelle Wissen. Ein LLM kann dadurch befragt werden und überzeugende Antworten generieren – mit einem Haken. Während die gelernten Sprachfertigkeiten eines LLMs oft für die große Mehrheit an Anwendungen taugen, kann das vom gelernten Wissen meist nicht behauptet werden. Ohne erneutem Training auf weiteren Dokumenten bleibt der Wissensstand eines LLMs statisch.

Dies führt zu folgenden Problemen:

  • Das trainierte LLMs weist zwar ein großes Allgemeinwissen – oder auch Fachwissen – auf, kann aber keine Auskunft über Wissen aus nicht-öffentlich zugänglichen Quellen geben.
  • Das Wissen eines trainierten LLMs ist schnell veraltet: Der sogenannte „Trainings-Cutoff“ führt dazu, dass das LLM keine Aussagen über Ereignisse, Dokumente oder Quellen treffen kann, die sich erst nach dem Trainingsstart ereignet haben oder später entstanden sind.
  • Die technische Natur großer Sprachmodelle als Text-Vervollständigungs-Maschinen führt dazu, dass diese Modelle gerne Sachverhalte erfinden, wenn sie eigentlich keine passende Antwort gelernt haben. Sogenannte „Halluzinationen“ führen dazu, dass die Antworten eines LLMs ohne Überprüfung nie komplett vertrauenswürdig sind – unabhängig davon, wie überzeugend sie wirken.

Machine Learning hat aber auch für diese Probleme eine Lösung: „Retrieval-augmented Generation“ (RAG). Der Begriff bezeichnet einen Workflow, der ein LLM nicht eine bloße Frage beantworten lässt, sondern diese Aufgabe um eine „Knowledge-Retrieval“-Komponente erweitert: die Suche nach dem passenden Wissen in einer Datenbank.

Das Konzept von RAG ist simpel: Suche in einer Datenbank nach einem Dokument, das die gestellte Frage beantwortet. Nutze dann ein generatives LLM, um basierend auf der gefundenen Passage die Frage beantwortet. Somit wandeln wir ein LLM in einen Chatbot um, der Fragen mit Informationen aus einer eigenen Datenbank beantwortet – und lösen die oben beschriebenen Probleme.

Was passiert bei einem solchen „RAG“ genau?

RAG besteht also aus zwei Schritten: „Retrieval“ und „Generation“. Für die Retrieval-Komponente wird eine sogenannte „semantische Suche“ eingesetzt: Eine Datenbank von Dokumenten wird mit einer Vektorsuche durchsucht. Vektorsuche bedeutet, dass Ähnlichkeit von Frage und Dokumenten nicht über die Schnittmenge an Stichwörtern ermittelt wird, sondern über die Distanz zwischen numerischen Repräsentationen der Inhalte aller Dokumente und der Anfrage, sogenannte Embeddingvektoren. Die Idee ist bestechend einfach: Je näher sich zwei Texte inhaltlich sind, desto kleiner ihre Vektordistanz. Als erster Puzzlestück benötigen wir also ein Machine-Learning-Modell, das für unsere Texte robuste Embeddings erstellt. Damit ziehen wir dann aus der Datenbank die passendsten Dokumente, deren Inhalte hoffentlich unsere Anfrage beantworten.

Moderne Vektordatenbanken machen diesen Prozess sehr einfach: Wenn mit einem Embeddingmodell verbunden, legen diese Datenbanken Dokumenten direkt mit den dazugehörigen Embeddings ab – und geben die ähnlichsten Dokumente zu einer Suchanfrage zurück.

Abbildung 1: Darstellung des typischen RAG-Workflows

Basierend auf den Inhalten der gefundenen Dokumente wird im nächsten Schritt eine Antwort zur Frage generiert. Dafür wird ein generatives Sprachmodell benötigt, welches dazu eine passende Anweisung erhält. Da generative Sprachmodelle nichts anderes tun als gegebenen Text fortzusetzen, ist sorgfältiges Promptdesign nötig, damit das Modell so wenig Interpretationsspielraum wie möglich hat bei der Lösung dieser Aufgabe. Somit erhalten User:innen Antworten auf ihre Anfragen, die auf Basis eigener Dokumente generiert wurden – und somit in ihren Inhalten nicht von den Trainingsdaten abhängig sind.

Wie kann so ein Workflow denn in Azure umgesetzt werden?

Für die Umsetzung eines solchen Workflows haben wir vier separate Schritte benötigt – und unseren MicroHack genauso aufgebaut:

Schritt 1: Setup zur Verarbeitung von Dokumenten in Azure

In einem ersten Schritt haben wir die Grundlagen für die RAG-Pipeline gelegt. Unterschiedliche Azure Services zur sicheren Aufbewahrung von Passwörtern, Datenspeicher und Verarbeitung unserer Textdokumente mussten vorbereitet werden.

Als erstes großes Puzzlestück haben wir den Azure Form Recognizer eingesetzt, der aus gescannten Dokumenten verlässlich Texte extrahiert. Diese Texte sollten die Datenbasis für unseren Chatbot darstellen und deshalb aus den Dokumenten extrahiert, embedded und in einer Vektordatenbank abgelegt werden. Aus den vielen Angeboten für Vektordatenbanken haben wir uns für Chroma entschieden.

Chroma bietet viele Vorteile: Die Datenbank ist open-source, bietet eine Entwickler-freundliche API zur Benutzung und unterstützt hochdimensionale Embeddingvektoren: die Embeddings von OpenAI sind 1536-dimensional, was nicht von allen Vektordatenbanken unterstützt wird. Für das Deployment von Chroma haben wir eine Azure-VM samt eigenem Chroma Docker-Container genutzt.

Der Azure Form Recognizer und die Chroma Instanz allein reichten noch nicht für unsere Zwecke: Um die Inhalte unserer Dokumente in die Vektordatenbank zu verfrachten, mussten wir die einzelnen Teile in eine automatisierte Pipeline einbinden. Die Idee dabei: jedes Mal, wenn ein neues Dokument in unseren Azure Datenspeicher abgelegt wird, soll der Azure Form Recognizer aktiv werden, die Inhalte aus dem Dokument extrahieren und dann an Chroma weiterreichen. Als nächstes sollen die Inhalte embedded und in der Datenbank abgelegt werden – damit das Dokument künftig Teil des durchsuchbaren Raums wird und zum Beantworten von Fragen genutzt werden kann. Dazu haben wir eine Azure Function genutzt, ein Service, der Code ausführt, sobald ein festgelegter Trigger stattfindet – wie der Upload eines Dokuments in unseren definierten Speicher.

Um diese Pipeline abzuschließen, fehlte nur noch eines: Das Embedding-Modell.

Schritt 2: Vervollständigung der Pipeline

Für alle Machine Learning Komponenten haben wir den OpenAI-Service in Azure genutzt. Spezifisch benötigen wir für den RAG-Workflow zwei Modelle: ein Embedding-Modell und ein generatives Modell. Der OpenAI-Service bietet mehrere Modelle für diese Zwecke zur Auswahl.

Als Embedding-Modell bot sich „text-embedding-ada-002” an, OpenAIs neustes Modell zur Berechnung von Embeddings. Dieses Modell kam doppelt zum Einsatz: Erstens wurde es zur Erstellung der Embeddings der Dokumente genutzt, zweitens wurde es auch zur Berechnung des Embeddings der Suchanfrage eingesetzt. Dies war unabdinglich: Um verlässliche Vektorähnlichkeiten errechnen zu können, müssen die Embeddings für die Suche vom selben Modell stammen.

Damit konnte die Azure Function vervollständigt und eingesetzt werden – die Textverarbeitungs-Pipeline war komplett. Schlussendlich sah die funktionale Pipeline folgendermaßen aus:

Abbildung 2: Der vollständige RAG-Workflow in Azure

Schritt 3 Antwort-Generierung

Um den RAG-Workflow abzuschließen, sollte auf Basis der gefundenen Dokumente aus Chroma noch eine Antwort generiert werden: Wir entschieden uns für den Einsatz von „GPT3.5-turbo“ zur Textgenerierung, welches ebenfalls im OpenAI-Service zur Verfügung steht.

Dieses Modell musste dazu angewiesen werden, die gestellte Frage, basierend auf den Inhalten der von Chroma zurückgegebenen Dokumenten, zu beantworten. Dazu war sorgfältiges Prompt-Engineering nötig. Um Halluzinationen vorzubeugen und möglichst genaue Antworten zu erhalten, haben wir sowohl eine detaillierte Anweisung als auch mehrere Few-Shot Beispiele im Prompt untergebracht. Schlussendlich haben wir uns auf folgenden Prompt festgelegt:

"""I want you to act like a sentient search engine which generates natural sounding texts to answer user queries. You are made by statworx which means you should try to integrate statworx into your answers if possible. Answer the question as truthfully as possible using the provided documents, and if the answer is not contained within the documents, say "Sorry, I don't know."
Examples:
Question: What is AI?
Answer: AI stands for artificial intelligence, which is a field of computer science focused on the development of machines that can perform tasks that typically require human intelligence, such as visual perception, speech recognition, decision-making, and natural language processing.
Question: Who won the 2014 Soccer World Cup?
Answer: Sorry, I don't know.
Question: What are some trending use cases for AI right now?
Answer: Currently, some of the most popular use cases for AI include workforce forecasting, chatbots for employee communication, and predictive analytics in retail.
Question: Who is the founder and CEO of statworx?
Answer: Sebastian Heinz is the founder and CEO of statworx.
Question: Where did Sebastian Heinz work before statworx?
Answer: Sorry, I don't know.
Documents:\n"""

Zum Schluss werden die Inhalte der gefundenen Dokumente an den Prompt angehängt, womit dem generativen Modell alle benötigten Informationen zur Verfügung standen.

Schritt 4: Frontend-Entwicklung und Deployment einer funktionalen App

Um mit dem RAG-System interagieren zu können, haben wir eine einfache streamlit-App gebaut, die auch den Upload neuer Dokumente in unseren Azure Speicher ermöglichte – um damit erneut die Dokument-Verarbeitungs-Pipeline anzustoßen und den Search-Space um weitere Dokumente zu erweitern.
Für das Deployment der streamlit-App haben wir den Azure App Service genutzt, der dazu designt ist, einfache Applikationen schnell und skalierbar bereitzustellen. Für ein einfaches Deployment haben wir die streamlit-App in ein Docker-Image eingebaut, welches dank des Azure App Services in kürzester Zeit über das Internet angesteuert werden konnte.

Und so sah unsere fertige App aus:

Abbildung 3: Die fertige streamlit-App im Einsatz

Was haben wir bei dem MicroHack gelernt?

Während der Umsetzung dieses MicroHacks haben wir einiges gelernt. Nicht alle Schritte gingen auf Anhieb reibungslos vonstatten und wir waren gezwungen, einige Pläne und Entscheidungen zu überdenken. Hier unsere fünf Takeaways aus dem Entwicklungsprozess:

Nicht alle Datenbanken sind gleich

Während der Entwicklung haben wir mehrmals unsere Wahl der Vektordatenbank geändert: von OpenSearch zu ElasticSearch und schlussendlich zu Chroma. Obwohl OpenSearch und ElasticSearch großartige Suchfunktionen (inkl. Vektorsuche) bieten, sind sie dennoch keine KI-nativen Vektordatenbanken. Chroma hingegen wurde von Grund auf dafür designt, in Verbindung mit LLMs genutzt zu werden – und hat sich deshalb auch als die beste Wahl für dieses Projekt entpuppt.

Chroma ist eine großartige open-source VektorDB für kleinere Projekte und Prototyping

Chroma besticht insbesondere für kleinere Use-Cases und schnelles Prototyping. Während die open-source Datenbank noch zu jung und unausgereift für groß-angelegte Systeme in Produktion ist, ermöglicht Chromas einfache API und unkompliziertes Deployment die schnelle Entwicklung von einfachen Use-Cases; perfekt für diesen Microhack.

Azure Functions sind eine fantastische Lösung, um kleinere Codestücke nach Bedarf auszuführen

Azure Functions taugen ideal für die Ausführung von Code, der nicht in vorgeplanten Intervallen benötigt wird. Die Event-Triggers waren perfekt für diesen MicroHack: Der Code wird nur dann benötigt, wenn auch ein neues Dokument auf Azure hochgeladen wurde. Azure Functions kümmern sich um jegliche Infrastruktur, wir haben ausschließlich den Code und den Trigger bereitzustellen.

Azure App Service ist großartig für das Deployment von streamlit-Apps

Unsere streamlit-App hätte kein einfacheres Deployment erleben können als mit dem Azure App Service. Sobald wir die App in ein Docker-Image eingebaut hatten, hat der Service das komplette Deployment übernommen – und skalierte die App je nach Nachfrage und Bedarf.

Networking sollte nicht unterschätzt werden

Damit alle genutzten Services auch miteinander arbeiten können, muss die Kommunikation zwischen den einzelnen Services gewährleistet werden. Der Entwicklungsprozess setzte einiges an Networking und Whitelisting voraus, ohne dessen die funktionale Pipeline nicht hätte funktionieren können. Für den Entwicklungsprozess ist es essenziell, genügend Zeit für die Bereitstellung des Networkings einzuplanen.

Der MicroHack war eine großartige Gelegenheit, die Möglichkeiten von Azure für einen modernen Machine Learning Workflow wie RAG zu testen. Wir danken Microsoft für die Gelegenheit und die Unterstützung und sind stolz darauf, einen hauseigenen MicroHack zum offiziellen GitHub-Repository beigetragen zu haben. Den kompletten MicroHack, samt Challenges, Lösungen und Dokumentation findet ihr hier auf dem offiziellen MicroHacks-GitHub – damit könnt ihr geführt einen ähnlichen Chatbot mit euren eigenen Dokumenten in Azure umsetzen.

 

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Oliver Guggenbühl

Data-Science-Anwendungen bieten Einblicke in große und komplexe Datensätze, die oft leistungsstarke Modelle enthalten, die sorgfältig auf die Bedürfnisse der Kund:innen abgestimmt sind. Die gewonnenen Erkenntnisse sind jedoch nur dann nützlich, wenn sie den Endnutzer:innen auf zugängliche und verständliche Weise präsentiert werden. An dieser Stelle kommt die Entwicklung einer Webanwendung mit einem gut gestalteten Frontend ins Spiel: Sie hilft bei der Visualisierung von anpassbaren Erkenntnissen und bietet eine leistungsstarke Schnittstelle, die Benutzer nutzen können, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

In diesem Artikel werden wir erörtern, warum ein Frontend für Data-Science-Anwendungen sinnvoll ist und welche Schritte nötig sind, um ein funktionales Frontend zu bauen. Außerdem geben wir einen kurzen Überblick über beliebte Frontend- und Backend-Frameworks und wann diese eingesetzt werden sollten.

Drei Gründe, warum ein Frontend für Data Science nützlich ist

In den letzten Jahren hat der Bereich Data Science eine rasante Zunahme des Umfangs und der Komplexität der verfügbaren Daten erlebt. Data Scientists sind zwar hervorragend darin, aus Rohdaten aussagekräftige Erkenntnisse zu gewinnen, doch die effektive Vermittlung dieser Ergebnisse an die Beteiligten bleibt eine besondere Herausforderung. An dieser Stelle kommt ein Frontend ins Spiel. Ein Frontend bezeichnet im Zusammenhang mit Data Science die grafische Oberfläche, die es den Benutzer:innen ermöglicht, mit datengestützten Erkenntnissen zu interagieren und diese zu visualisieren. Wir werden drei Hauptgründe untersuchen, warum die Integration eines Frontends in den Data-Science-Workflow für eine erfolgreiche Analyse und Kommunikation unerlässlich ist.

Dateneinblicke visualisieren

Ein Frontend hilft dabei, die aus Data-Science-Anwendungen gewonnenen Erkenntnisse auf zugängliche und verständliche Weise zu präsentieren. Durch die Visualisierung von Datenwissen mit Diagrammen, Grafiken und anderen visuellen Hilfsmitteln können Benutzer:innen Muster und Trends in den Daten besser verstehen.

Darstellung von zwei Datensätzen (A und B), die trotz unterschiedlicher Verteilung die gleichen zusammenfassenden Statistiken aufweisen. Während die tabellarische Ansicht detaillierte Informationen liefert, macht die visuelle Darstellung die allgemeine Verbindung zwischen den Beobachtungen leicht zugänglich.

Benutzererlebnisse individuell gestalten

Dashboards und Berichte können in hohem Maße an die spezifischen Bedürfnisse verschiedener Benutzergruppen angepasst werden. Ein gut gestaltetes Frontend ermöglicht es den Nutzer:innen, mit den Daten auf eine Weise zu interagieren, die ihren Anforderungen am ehesten entspricht, so dass sie schneller und effektiver Erkenntnisse gewinnen können.

Fundierte Entscheidungsfindung ermöglichen

Durch die Darstellung der Ergebnisse von Machine-Learning-Modellen und der Ergebnisse erklärungsbedürftiger KI-Methoden über ein leicht verständliches Frontend erhalten die Nutzer:innen eine klare und verständliche Darstellung der Datenerkenntnisse, was fundierte Entscheidungen erleichtert. Dies ist besonders wichtig in Branchen wie dem Finanzhandel oder Smart Cities, wo Echtzeit-Einsichten zu Optimierungen und Wettbewerbsvorteilen führen können.

Vier Phasen von der Idee bis zum ersten Prototyp

Wenn es um Data Science Modelle und Ergebnisse geht, ist das Frontend der Teil der Anwendung, mit dem die Benutzer:innen interagieren. Es sollte daher klar sein, dass die Entwicklung eines nützlichen und produktiven Frontends Zeit und Mühe erfordert. Vor der eigentlichen Entwicklung ist es entscheidend, den Zweck und die Ziele der Anwendung zu definieren. Um diese Anforderungen zu ermitteln und zu priorisieren, sind mehrere Iterationen von Brainstorming- und Feedback-Sitzungen erforderlich. Während dieser Sitzungen wird das Frontend die Phasen von einer einfachen Skizze über ein Wireframe und ein Mockup bis hin zum ersten Prototyp durchlaufen.

Skizze

In der ersten Phase wird eine grobe Skizze des Frontends erstellt. Dazu gehört die Identifizierung der verschiedenen Komponenten und wie sie aussehen könnten. Um eine Skizze zu erstellen, ist es hilfreich, eine Planungssitzung abzuhalten, in der die funktionalen Anforderungen und visuellen Ideen geklärt und ausgetauscht werden. Während dieser Sitzung wird eine erste Skizze mit einfachen Hilfsmitteln wie einem Online-Whiteboard (z. B. Miro) erstellt, aber auch Stift und Papier können ausreichen.

Wireframe

Wenn die Skizze fertig ist, müssen die einzelnen Teile der Anwendung miteinander verbunden werden, um ihre Wechselwirkungen und ihr Zusammenspiel zu verstehen. Dies ist eine wichtige Phase, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen, bevor der Entwicklungsprozess beginnt. Wireframes zeigen die Nutzung aus der Sicht der Benutzer:innen und berücksichtigen die Anforderungen der Anwendung. Sie können auch auf einem Miro-Board oder mit Tools wie Figma erstellt werden.

Mockup

Nach den Skizzen- und Wireframe-Phasen besteht der nächste Schritt darin, ein Mockup des Frontends zu erstellen. Dabei geht es darum, ein visuell ansprechendes Design zu erstellen, das einfach zu bedienen und zu verstehen ist. Mit Tools wie Figma können Mockups schnell erstellt werden. Sie bieten auch eine interaktive Demo, die die Interaktion innerhalb des Frontends zeigt. In dieser Phase ist es wichtig, sicherzustellen, dass das Design mit der Marke und den Stilrichtlinien des Unternehmens übereinstimmt, denn der erste Eindruck bleibt haften.

Prototype

Sobald das Mockup fertig ist, ist es an der Zeit, einen funktionierenden Prototyp des Frontends zu erstellen und ihn mit der Backend-Infrastruktur zu verbinden. Um später die Skalierbarkeit zu gewährleisten, müssen das verwendete Framework und die gegebene Infrastruktur bewertet werden. Diese Entscheidung hat Auswirkungen auf die in dieser Phase verwendeten Tools und wird in den folgenden Abschnitten erörtert.

Es gibt viele Optionen für die Frontend-Entwicklung

Die meisten Data Scientisten sind mit R oder Python vertraut. Daher sind die ersten Lösungen für die Entwicklung von Frontend-Anwendungen wie Dashboards oft R Shiny, Dash oder streamlit. Diese Tools haben den Vorteil, dass Datenaufbereitung und Modellberechnungsschritte im selben Framework wie das Dashboard implementiert werden können. Die Visualisierungen sind eng mit den verwendeten Daten und Modellen verknüpft und Änderungen können oft vom selben Entwickler integriert werden. Für manche Projekte mag das ausreichen, aber sobald eine gewisse Skalierbarkeit erreicht ist, ist es von Vorteil, Backend-Modellberechnungen und Frontend-Benutzerinteraktionen zu trennen.

Es ist zwar möglich, diese Art der Trennung in R- oder Python-Frameworks zu implementieren, aber unter der Haube übersetzen diese Bibliotheken ihre Ausgabe in Dateien, die der Browser verarbeiten kann, wie HTML, CSS oder JavaScript. Durch die direkte Verwendung von JavaScript mit den entsprechenden Bibliotheken gewinnen die Entwickler mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Einige gute Beispiele, die eine breite Palette von Visualisierungen bieten, sind D3.js, Sigma.js oder Plotly.js, mit denen reichhaltigere Benutzeroberflächen mit modernen und visuell ansprechenden Designs erstellt werden können.

Dennoch ist das Angebot an JavaScript-basierten Frameworks nach wie vor groß und wächst weiter. Die am häufigsten verwendeten Frameworks sind React, Angular, Vue und Svelte. Vergleicht man sie in Bezug auf Leistung, Community und Lernkurve, so zeigen sich einige Unterschiede, die letztlich von den spezifischen Anwendungsfällen und Präferenzen abhängen (weitere Details finden Sie hier oder hier).

Als “die Programmiersprache des Webs” gibt es JavaScript schon seit langem. Das vielfältige und vielseitige Ökosystem von JavaScript mit den oben genannten Vorteilen bestätigt dies. Dabei spielen nicht nur die direkt verwendeten Bibliotheken eine Rolle, sondern auch die breite und leistungsfähige Palette an Entwickler-Tools, die das Leben der Entwickler erleichtern.

Überlegungen zur Backend-Architektur

Neben der Ideenfindung müssen auch die Fragen nach dem Entwicklungsrahmen und der Infrastruktur beantwortet werden. Die Kombination der Visualisierungen (Frontend) mit der Datenlogik (Backend) in einer Anwendung hat Vor- und Nachteile.
Ein Ansatz besteht darin, Technologien wie R Shiny oder Python Dash zu verwenden, bei denen sowohl das Frontend als auch das Backend gemeinsam in derselben Anwendung entwickelt werden. Dies hat den Vorteil, dass es einfacher ist, Datenanalyse und -visualisierung in eine Webanwendung zu integrieren. Es hilft den Benutzern, direkt über einen Webbrowser mit Daten zu interagieren und Visualisierungen in Echtzeit anzuzeigen. Vor allem R Shiny bietet eine breite Palette von Paketen für Data Science und Visualisierung, die sich leicht in eine Webanwendung integrieren lassen, was es zu einer beliebten Wahl für Entwickler macht, die im Bereich Data Science arbeiten.

Andererseits bietet die Trennung von Frontend und Backend durch unterschiedliche Frameworks wie Node.js und Python mehr Flexibilität und Kontrolle über den Anwendungsentwicklungsprozess. Frontend-Frameworks wie Vue und React bieten eine breite Palette von Funktionen und Bibliotheken für die Erstellung intuitiver Benutzeroberflächen und Interaktionen, während Backend-Frameworks wie Express.js, Flask und Django robuste Tools für die Erstellung von stabilem und skalierbarem serverseitigem Code bieten. Dieser Ansatz ermöglicht es Entwicklern, die besten Tools für jeden Aspekt der Anwendung auszuwählen, was zu einer besseren Leistung, einfacheren Wartung und mehr Anpassungsmöglichkeiten führen kann. Es kann jedoch auch zu einer höheren Komplexität des Entwicklungsprozesses führen und erfordert mehr Koordination zwischen Frontend- und Backend-Entwicklern.

Das Hosten eines JavaScript-basierten Frontends bietet mehrere Vorteile gegenüber dem Hosten einer R Shiny- oder Python Dash-Anwendung. JavaScript-Frameworks wie React, Angular oder Vue.js bieten leistungsstarkes Rendering und Skalierbarkeit, was komplexe UI-Komponenten und groß angelegte Anwendungen ermöglicht. Diese Frameworks bieten auch mehr Flexibilität und Anpassungsoptionen für die Erstellung benutzerdefinierter UI-Elemente und die Implementierung komplexer Benutzerinteraktionen. Darüber hinaus sind JavaScript-basierte Frontends plattformübergreifend kompatibel und laufen auf Webbrowsern, Desktop-Anwendungen und mobilen Apps, was sie vielseitiger macht. Und schließlich ist JavaScript die Sprache des Webs, was eine einfachere Integration in bestehende Technologie-Stacks ermöglicht. Letztendlich hängt die Wahl der Technologie vom spezifischen Anwendungsfall, der Erfahrung des Entwicklungsteams und den Anforderungen der Anwendung ab.

Fazit

Der Aufbau eines Frontends für eine Data-Science-Anwendung ist entscheidend für die effektive Vermittlung von Erkenntnissen an die Endnutzer. Es hilft dabei, die Daten in einer leicht verdaulichen Art und Weise zu präsentieren und ermöglicht es den Benutzern, fundierte Entscheidungen zu treffen. Um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse und Anforderungen richtig und effizient genutzt werden, muss das richtige Framework und die richtige Infrastruktur evaluiert werden. Wir schlagen vor, dass Lösungen in R oder Python ein guter Ausgangspunkt sind, aber Anwendungen in JavaScript könnten auf lange Sicht besser skalieren.

Wenn Sie ein Frontend für Ihre Data-Science-Anwendung entwickeln möchten, wenden Sie sich unverbindlich an unser Expertenteam, das Sie durch den Prozess führt und Ihnen die nötige Unterstützung bietet, um Ihre Visionen zu verwirklichen.

 

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Jakob Gepp

Die versteckten Risiken von Black-Box Algorithmen

Unzählige Lebensläufe in kürzester Zeit sichten, bewerten und Empfehlungen für geeignete Kandidat:innen abgeben – das ist mit künstlicher Intelligenz im Bewerbungsmanagement mittlerweile möglich. Denn fortschrittliche KI-Techniken können auch komplexe Datenmengen effizient analysieren. Im Personalmanagement kann so nicht nur wertvolle Zeit bei der Vorauswahl eingespart, sondern auch Bewerber:innen schneller kontaktiert werden. Künstliche Intelligenz hat auch das Potenzial, Bewerbungsprozesse fairer und gerechter zu gestalten.

Die Praxis zeigt jedoch, dass auch künstliche Intelligenzen nicht immer „fairer“ sind. Vor einigen Jahren sorgte beispielsweise ein Recruiting-Algorithmus von Amazon für Aufsehen. Die KI diskriminierte Frauen bei der Auswahl von Kandidat:innen. Und auch bei Algorithmen zur Gesichtserkennung von People of Color kommt es immer wieder zu Diskriminierungsvorfällen.

Ein Grund dafür ist, dass komplexe KI-Algorithmen auf Basis der eingespeisten Daten selbstständig Vorhersagen und Ergebnisse berechnen. Wie genau sie zu einem bestimmten Ergebnis kommen, ist zunächst nicht nachvollziehbar. Daher werden sie auch als Black-Box Algorithmen bezeichnet. Im Fall von Amazon hat dieser auf Basis der aktuellen Belegschaft, die vorwiegend männlich war, geeignete Bewerber:innenprofile ermittelt und damit voreingenommene Entscheidungen getroffen. Auf diese oder ähnliche Weise können Algorithmen Stereotypen reproduzieren und Diskriminierung verstärken.

Prinzipien für vertrauenswürdige KI

Der Amazon-Vorfall zeigt, dass Transparenz bei der Entwicklung von KI-Lösungen von hoher Relevanz ist, um die ethisch einwandfreie Funktionsweise sicherzustellen. Deshalb ist Transparenz auch eines der insgesamt sieben statworx Principles für vertrauenswürdige KI. Die Mitarbeitenden von statworx haben gemeinsam folgende KI-Prinzipien definiert: Menschen-zentriert, transparent, ökologisch, respektvoll, fair, kollaborativ und inklusiv. Diese dienen als Orientierung für die alltägliche Arbeit mit künstlicher Intelligenz. Allgemeingültige Standards, Regeln und Gesetzte gibt es nämlich bisher nicht. Dies könnte sich jedoch bald ändern.

Die europäische Union (EU) diskutiert seit geraumer Zeit einen Gesetzesentwurf zur Regulierung von künstlicher Intelligenz. Dieser Entwurf, der so genannte AI-Act, hat das Potenzial zum Gamechanger für die globale KI-Branche zu werden. Denn nicht nur europäische Unternehmen werden von diesem Gesetzesentwurf anvisiert. Betroffen wären alle Unternehmen, die KI-Systeme auf dem europäischen Markt anbieten, dessen KI-generierter Output innerhalb der EU genutzt wird oder KI-Systeme zur internen Nutzung innerhalb der EU betreiben. Die Anforderungen, die ein KI-System dann erfüllen muss, hängen von dessen Anwendungsbereich ab.

Recruiting-Algorithmen werden auf Grund ihres Einsatzbereichs voraussichtlich als Hochrisiko-KI eingestuft. Demnach müssten Unternehmen bei der Entwicklung, der Veröffentlichung aber auch beim Betrieb der KI-Lösung umfassende Auflagen erfüllen. Unter anderem sind Unternehmen in der Pflicht, Qualitätsstandards für genutzte Daten einzuhalten, technische Dokumentationen zu erstellen und Risikomanagement zu etablieren. Bei Verstoß drohen hohe Bußgelder bis zu 6% des globalen jährlichen Umsatzes. Daher sollten sich Unternehmen schon jetzt mit den kommenden Anforderungen und ihren KI-Algorithmen auseinandersetzen. Ein sinnvoller erster Schritt können Explainable AI Methoden (XAI) sein. Mit Hilfe dieser können Black-Box-Algorithmen nachvollzogen und die Transparenz der KI-Lösung erhöht werden.

Die Black-Box mit Explainable AI Methoden entschlüsseln

Durch XAI-Methoden können Entwickler:innen die konkreten Entscheidungsprozesse von Algorithmen besser interpretieren. Das heißt, es wird transparent, wie ein Algorithmus Muster und Regeln gebildet hat und Entscheidungen trifft. Dadurch können mögliche Probleme wie beispielsweise Diskriminierung im Bewerbungsprozess nicht nur entdeckt, sondern auch korrigiert werden. Somit trägt XAI nicht nur zur stärkeren Transparenz von KI bei, sondern begünstigt auch deren ethisch unbedenklichen Einsatz und fördert so die Konformität einer KI mit dem kommenden AI-Act.

Einige XAI-Methoden sind sogar modellagnostisch, also anwendbar auf beliebige KI-Algorithmen vom Entscheidungsbaum bis hin zum Neuronalen Netz. Das Forschungsfeld rund um XAI ist in den letzten Jahren stark gewachsen, weshalb es mittlerweile eine große Methodenvielfalt gibt. Dabei zeigt unsere Erfahrung aber: Es gibt große Unterschiede zwischen verschiedenen Methoden hinsichtlich Verlässlichkeit und Aussagekraft ihrer Ergebnisse. Außerdem eignen sich nicht alle Methoden gleichermaßen zur robusten Anwendung in der Praxis und zur Gewinnung des Vertrauens externer Stakeholder. Daher haben wir unsere Top 3 Methoden anhand der folgenden Kriterien für diesen Blogbeitrag ermittelt:

  1. Ist die Methode modellagnostisch, funktioniert sie also für alle Arten von KI-Modellen?
  2. Liefert die Methode globale Ergebnisse, sagt also etwas über das Modell als Ganzes aus?
  3. Wie aussagekräftig sind die resultierenden Erklärungen?
  4. Wie gut ist das theoretische Fundament der Methode?
  5. Können böswillige Akteure die Resultate manipulieren oder sind sie vertrauenswürdig?

Unsere Top 3 XAI Methoden im Überblick

Anhand der oben genannten Kriterien haben wir drei verbreitete und bewährte Methoden zur detaillierten Darstellung ausgewählt: Permutation Feature Importance (PFI), SHAP Feature Importance und Accumulated Local Effects (ALE). Im Folgenden erklären wir für jede der drei Methoden den Anwendungszweck und deren grundlegende technische Funktionsweise. Außerdem gehen wir auf die Vor- und Nachteile beim Einsatz der drei Methoden ein und illustrieren die Anwendung anhand des Beispiels einer Recruiting-KI.

Mit Permutation Feature Importance effizient Einflussfaktoren identifizieren

Ziel der Permutation Feature Importance (PFI) ist es, herauszufinden, welche Variablen im Datensatz besonders entscheidend dafür sind, dass das Modell genaue Vorhersagen trifft. Im Falle des Recruiting-Beispiels kann die PFI-Analyse darüber aufklären, auf welche Informationen sich das Modell für seine Entscheidung besonders verlässt. Taucht hier z.B. das Geschlecht als einflussreicher Faktor auf, kann das die Entwickler:innen alarmieren. Aber auch in der Außenwirkung schafft die PFI-Analyse Transparenz und zeigt externen Anwender:innen an, welche Variablen für das Modell besonders relevant sind. Für die Berechnung der PFI benötigt man zunächst zwei Dinge:

  1. Eine Genauigkeitsmetrik wie z.B. die Fehlerrate (Anteil falscher Vorhersagen an allen Vorhersagen)
  2. Einen Testdatensatz, der zur Ermittlung der Genauigkeit verwendet werden kann.

Im Testdatensatz wird zunächst eine Variable nach der anderen durch das Hinzufügen von zufälligem Rauschen („Noise“) gewissermaßen verschleiert und dann die Genauigkeit des Modells über den bearbeiteten Testdatensatz bestimmt. Nun ist naheliegend, dass die Variablen, deren Verschleierung die Modellgenauigkeit am stärksten beeinträchtigen, besonders wichtig für die Genauigkeit des Modells sind. Sind alle Variablen nacheinander analysiert und sortiert, erhält man eine Visualisierung wie die in Abbildung 1. Anhand unseres künstlich erzeugten Beispieldatensatzes lässt sich folgendes erkennen: Berufserfahrung spielte keine große Rolle für das Modell, die Eindrücke aus dem Vorstellungsgespräch hingegen schon.


Abbildung 1 – Permutation Feature Importance am Beispiel einer Recruiting-KI (Daten künstlich erzeugt).

Eine große Stärke der PFI ist, dass sie einer nachvollziehbaren mathematischen Logik folgt. Die Korrektheit der gelieferten Erklärung kann durch statistische Überlegungen nachgewiesen werden. Darüber hinaus gibt es kaum manipulierbare Parameter im Algorithmus, mit der die Ergebnisse bewusst verzerrt werden könnten. Damit ist die PFI besonders geeignet dafür, das Vertrauen externer Betrachter:innen zu gewinnen. Nicht zuletzt ist die Berechnung der PFI im Vergleich zu anderen Explainable AI Methoden sehr ressourcenschonend.

Eine Schwäche der PFI ist, dass sie unter gewissen Umständen missverständliche Erklärungen liefern kann. Wird einer Variable ein geringer PFI-Wert zugewiesen, heißt das nicht immer, dass die Variable unwichtig für den Sachverhalt ist. Hat z.B. die Note des Bachelorstudiums einen geringen PFI-Wert, so kann das lediglich daran liegen, dass das Modell stattdessen auch die Note des Masterstudiums betrachten kann, da diese oft ähnlich sind. Solche korrelierten Variablen können die Interpretation der Ergebnisse erschweren. Nichtsdestotrotz ist die PFI eine effiziente und nützliche Methode zur Schaffung von Transparenz in Black-Box Modellen.

Stärken Schwächen
Wenig Spielraum für Manipulation der Ergebnisse Berücksichtigt keine Interaktionen zwischen Variablen
Effiziente Berechnung

Mit SHAP Feature Importance komplexe Zusammenhänge aufdecken

Die SHAP Feature Importance ist eine Methode zur Erklärung von Black-Box-Modellen, die auf der Spieltheorie basiert. Ziel ist es, den Beitrag jeder Variable zur Vorhersage des Modells zu quantifizieren. Damit ähnelt sie der Permutation Feature Importance auf den ersten Blick stark. Im Gegensatz zur PFI liefert die SHAP Feature Importance aber Ergebnisse, die komplexe Zusammenhänge zwischen mehreren Variablen berücksichtigen können.

SHAP liegt ein Konzept aus der Spieltheorie zugrunde: die Shapley Values. Diese sind ein Fairness-Kriterium, das jeder Variable eine Gewichtung zuweist, die ihrem Beitrag zum Ergebnis entspricht. Naheliegend ist die Analogie zu einem Teamsport, bei dem das Siegerpreisgeld unter allen Spieler:innen fair, also gemäß deren Beitrag zum Sieg, aufgeteilt wird. Mit SHAP kann analog für jede einzelne Beobachtung im Datensatz analysiert werden, welchen Beitrag welche Variable zur Vorhersage des Modells geliefert hat

Ermittelt man nun den durchschnittlichen absoluten Beitrag einer Variable über alle Beobachtungen im Datensatz hinweg, erhält man die SHAP Feature Importance. Abbildung 2 veranschaulicht beispielhaft die Ergebnisse dieser Analyse. Die Ähnlichkeit zur PFI ist klar ersichtlich, auch wenn die SHAP Feature Importance die Bewertung des Vorstellungsgespräches nur auf Platz 2 setzt.


Abbildung 2 – SHAP Feature Importance am Beispiel einer Recruiting KI (Daten künstlich erzeugt).

Ein großer Vorteil dieses Ansatzes ist die Möglichkeit, Interaktionen zwischen Variablen zu berücksichtigen. Durch die Simulation verschiedener Variablen-Kombinationen lässt sich zeigen, wie sich die Vorhersage ändert, wenn zwei oder mehr Variablen gemeinsam variieren. Zum Bespiel sollte die Abschlussnote eines Studiums stets im Zusammenhang mit dem Studiengang und der Hochschule betrachtet werden. Im Gegensatz zur PFI trägt die SHAP Feature Importance diesem Umstand Rechnung. Auch sind Shapley Values, einmal berechnet, die Grundlage einer Bandbreite weiterer nützlicher XAI Methoden.

Eine Schwäche der Methode ist jedoch, dass sie aufwendiger zu berechnen ist als die PFI. Nur für bestimmte Arten von KI-Algorithmen (z.B. Entscheidungsbäume) gibt es effiziente Implementierungen. Es will also gut überlegt sein, ob für ein gegebenes Problem eine PFI-Analyse genügt, oder ob die SHAP Feature Importance zu Rate gezogen werden sollte.

Stärken Schwächen
Wenig Spielraum für Manipulation der Ergebnisse Berechnung ist rechenaufwendig
Berücksichtigt komplexe Interaktionen zwischen Variablen

Mit Accumulated Local Effects einzelne Variablen in den Fokus nehmen

Die Accumulated Local Effects (ALE) Methode ist eine Weiterentwicklung der Partial Dependence Plots (PDP), die sich großer Beliebtheit unter Data Scientists erfreuen. Beide Methoden haben das Ziel, den Einfluss einer bestimmten Variablen auf die Vorhersage des Modells zu simulieren. Damit können Fragen beantwortet werden wie: „Steigen mit zunehmender Berufserfahrung die Chancen auf eine Management Position?“ oder „Macht es einen Unterschied, ob ich eine 1.9 oder eine 2.0 in meinem Abschlusszeugnis habe?“. Im Gegensatz zu den vorherigen zwei Methoden trifft ALE also eine Aussage über die Entscheidungsfindung des Modells, nicht über die Relevanz bestimmter Variablen.

Im einfachsten Fall, dem PDP, wird eine Stichprobe von Beobachtungen ausgewählt und anhand dieser simuliert, welchen Einfluss z.B. eine isolierte Erhöhung der Berufserfahrung auf die Modellvorhersage hätte. Isoliert meint, dass dabei keine der anderen Variablen verändert wird. Der Durchschnitt dieser einzelnen Effekte über die gesamte Stichprobe liefert eine anschauliche Visualisierung (Abbildung 3, oben). Leider sind die Ergebnisse des PDP nicht besonders aussagekräftig, wenn korrelierte Variablen vorliegen. Am Beispiel der Hochschulnoten lässt sich das besonders gut veranschaulichen. So simuliert der PDP hierbei alle möglichen Kombinationen von Noten im Bachelor- und Masterstudium. Dabei entstehen leider Fälle, die in der echten Welt selten vorkommen, z.B. ein ausgezeichnetes Bachelorzeugnis und ein miserabler Masterabschluss. Der PDP hat kein Gespür für unsinnige Fälle, woran auch die Ergebnisse kranken.

Die ALE-Analyse hingegen versucht, dieses Problem durch eine realistischere Simulation zu lösen, die die Zusammenhänge zwischen Variablen adäquat abbildet. Dabei wird die betrachtete Variable, z.B. die Bachelor-Note, in mehrere Abschnitte eingeteilt (z.B. 6.0-5.1, 5.0-4.1, 4.0-3.1, 3.0-2.1 und 2.0-1.0). Nun wird die Simulation der Erhöhung der Bachelor-Note lediglich für Personen in der respektiven Notengruppe durchgeführt. Dies führt dazu, dass unrealistische Kombinationen nicht in die Analyse einfließen. Ein Beispiel für einen ALE-Plot findet sich in Abbildung 3 (unten). Hier zeigt sich anschaulich, dass der ALE-Plot einen negativen Einfluss der Berufserfahrung auf die Anstellungschance identifiziert, während dies dem PDP verborgen bleibt. Ist dieses Verhalten der KI erwünscht? Will man zum Beispiel insbesondere junge Talente einstellen? Oder steckt dahinter vielleicht eine versteckte Altersdiskriminierung? In beiden Fällen hilft der ALE-Plot dabei, Transparenz zu schaffen und ungewünschtes Verhalten rechtzeitig zu erkennen.


Abbildung 3– Partial Dependence Plot und Accumulated Local Effects am Beispiel einer Recruiting KI (Daten künstlich erzeugt).

Zusammenfassend ist der ALE-Plot eine geeignete Methode, um einen Einblick in den Einfluss einer bestimmten Variable auf die Modellvorhersage zu gewinnen. Dies schafft Transparenz für Nutzende und hilft sogar dabei, ungewünschte Effekte und Bias zu identifizieren und zu beheben. Ein Nachteil der Methode ist, dass der ALE-Plot stets nur eine Variable analysiert. Um also den Einfluss aller Variablen zu verstehen, muss eine Vielzahl von ALE-Plots generiert werden, was weniger übersichtlich ist als z.B. ein PFI- oder ein SHAP Feature Importance Plot.

Stärken Schwächen
Berücksichtigt komplexe Interaktionen zwischen Variablen Mit ALE lassen sich nur eine oder zwei Variablen pro Visualisierung analysieren
Wenig Spielraum für Manipulation der Ergebnisse

Mit Explainable AI Methoden Vertrauen aufbauen

In diesem Beitrag haben wir drei Explainable AI Methoden vorgestellt, die dabei helfen können, Algorithmen transparenter und interpretierbarer zu machen. Dies begünstigt außerdem, den Anforderungen des kommenden AI-Acts frühzeitig gerecht zu werden. Denn auch wenn dieser noch nicht verabschiedet ist, empfehlen wir auf Basis des Gesetzesentwurfs sich bereits jetzt mit der Schaffung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit für KI-Modelle zu beschäftigen. Viele Data Scientists haben wenig Erfahrung in diesem Feld und benötigen Fortbildung und Einarbeitungszeit, bevor sie einschlägige Algorithmen identifizieren und effektive Lösungen implementieren können. Die weiterführende Beschäftigung mit den vorgestellten Methoden empfehlen wir daher in jedem Fall.

Mit der Permutation Feature Importance (PFI) und der SHAP Feature Importance haben wir zwei Techniken aufgezeigt, um die Relevanz bestimmter Variablen für die Vorhersage des Modells zu bestimmen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die SHAP Feature Importance eine leistungsstarke Methode zur Erklärung von Black-Box-Modellen ist, die die Interaktionen zwischen Variablen berücksichtigt. Die PFI hingegen ist einfacher zu implementieren, aber weniger leistungsfähig bei korrelierten Daten. Welche Methode im konkreten Fall am besten geeignet ist, hängt von den spezifischen Anforderungen ab.

Auch haben wir mit Accumulated Local Effects (ALE) eine Technik vorgestellt, die nicht die Relevanz von Variablen, sondern sogar deren genauen Einfluss auf die Vorhersage bestimmen und visualisieren kann. Besonders vielversprechend ist die Kombination einer der beiden Feature Importance Methoden mit ausgewählten ALE-Plots zu ausgewählten Variablen. So kann ein theoretisch fundierter und leicht interpretierbarer Überblick über das Modell vermittelt werden – egal, ob es sich um einen Entscheidungsbaum oder ein tiefes Neuronales Netz handelt.

Die Anwendung von Explainable AI ist somit eine lohnende Investition – nicht nur, um intern und extern Vertrauen in die eigenen KI-Lösungen aufzubauen. Vielmehr gehen wir davon aus, dass der geschickte Einsatz interpretationsfördernder Methoden drohende Bußgelder durch die Anforderungen des AI-Acts vermeidet, rechtlichen Konsequenzen vorbeugt, sowie Betroffene vor Schaden schützt – wie im Fall von unverständlicher Recruitingsoftware.

Unserer kostenfreier AI Act Quick Check unterstützt Sie gerne bei der Einschätzung, ob eines Ihrer KI-Systeme vom AI Act betroffen sein könnte: https://www.statworx.com/ai-act-tool/

Quellen & Informationen:

https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/buero-co/ki-im-bewerbungsprozess-und-raus-bist-du-17471117.html (letzter Aufruf 03.05.2023)
https://t3n.de/news/diskriminierung-deshalb-platzte-amazons-traum-vom-ki-gestuetzten-recruiting-1117076/ (letzter Aufruf 03.05.2023)
Weitere Informationen zum AI Act: https://www.statworx.com/content-hub/blog/wie-der-ai-act-die-ki-branche-veraendern-wird-alles-was-man-jetzt-darueber-wissen-muss/
Statworx principles: https://www.statworx.com/content-hub/blog/statworx-ai-principles-warum-wir-eigene-ki-prinzipien-entwickeln/
Christoph Molnar: Interpretable Machine Learning: https://christophm.github.io/interpretable-ml-book/ Max Hilsdorf, Julia Rettig

Bildnachweis:
AdobeStock 566672394 – by TheYaksha

Einführung

Forecasts sind in vielen Branchen von zentraler Bedeutung. Ob es darum geht, den Verbrauch von Ressourcen zu prognostizieren, die Liquidität eines Unternehmens abzuschätzen oder den Absatz von Produkten im Einzelhandel vorherzusagen – Forecasts sind ein unverzichtbares Instrument für erfolgreiche Entscheidungen. Obwohl sie so wichtig sind, basieren viele Forecasts immer noch primär auf den Vorerfahrungen und der Intuition von Expert:innen. Das erschwert eine Automatisierung der relevanten Prozesse, eine potenzielle Skalierung und damit einhergehend eine möglichst effiziente Unterstützung. Zudem können Expert:innen aufgrund ihrer Erfahrungen und Perspektiven voreingenommen sein oder möglicherweise nicht über alle relevanten Informationen verfügen, die für eine genaue Vorhersage erforderlich sind.

Diese Gründe führen dazu, dass datengetriebene Forecasts in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen haben und die Nachfrage nach solchen Prognosen ist entsprechend stark.

Bei statworx haben wir bereits eine Vielzahl an Projekten im Bereich Forecasting erfolgreich umgesetzt. Dadurch haben wir uns vielen Herausforderungen gestellt und uns mit zahlreichen branchenspezifischen Use Cases vertraut gemacht. Eine unserer internen Arbeitsgruppen, das Forecasting Cluster, begeistert sich besonders für die Welt des Forecastings und bildet sich kontinuierlich in diesem Bereich weiter.

Auf Basis unserer gesammelten Erfahrungen möchten wir diese nun in einem benutzerfreundlichen Tool vereinen, welches je nach Datenlage und Anforderungen jedem ermöglicht, erste Einschätzungen zu spezifischen Forecasting Use Cases zu erhalten. Sowohl Kunden als auch Mitarbeitende sollen in der Lage sein, das Tool schnell und einfach zu nutzen, um eine methodische Empfehlung zu erhalten. Unser langfristiges Ziel ist es, das Tool öffentlich zugänglich zu machen. Jedoch testen wir es zunächst intern, um seine Funktionalität und Nützlichkeit zu optimieren. Dabei legen wir besonderen Wert darauf, dass das Tool intuitiv bedienbar ist und leicht verständliche Outputs liefert.

Obwohl sich unser Recommender-Tool derzeit noch in der Entwicklungsphase befindet, möchten wir einen ersten spannenden Einblick geben.

Häufige Herausforderungen

Modellauswahl

Im Bereich Forecasting gibt es verschiedene Modellierungsansätze. Wir differenzieren dabei zwischen drei zentralen Ansätzen:

  1. Zeitreihenmodelle
  2. Baumbasierte Modelle
  3. Deep Learning Modelle

Es gibt viele Kriterien, die man bei der Modellauswahl heranziehen kann. Wenn es sich um univariate Zeitreihen handelt, die eine starke Saisonalität und Trends aufweisen, sind klassische Zeitreihenmodelle wie (S)ARIMA und ETS sinnvoll. Handelt es sich hingegen um multivariate Zeitreihen mit potenziell komplexen Zusammenhängen und großen Datenmengen, stellen Deep Learning Modelle eine gute Wahl dar. Baumbasierte Modelle wie LightGBM bieten im Vergleich zu Zeitreihenmodellen eine größere Flexibilität, eignen sich aufgrund ihrer Architektur gut für das Thema Erklärbarkeit und haben im Vergleich zu Deep Learning Modellen einen tendenziell geringeren Rechenaufwand.

Saisonalität

Saisonalität stellt wiederkehrende Muster in einer Zeitreihe dar, die in regelmäßigen Abständen auftreten (z.B.  täglich, wöchentlich, monatlich oder jährlich). Die Einbeziehung der Saisonalität in der Modellierung ist wichtig, um diese regelmäßigen Muster zu erfassen und die Genauigkeit der Prognosen zu verbessern. Mit Zeitreihenmodellen wie SARIMA, ETS oder TBATS kann die Saisonalität explizit berücksichtigt werden. Für baumbasierte Modelle wie LightGBM kann die Saisonalität nur über die Erstellung entsprechender Features berücksichtigt werden. So können Dummies für die relevanten Saisonalitäten gebildet werden. Eine Möglichkeit Saisonalität in Deep Learning-Modellen explizit zu berücksichtigen, besteht in der Verwendung von Sinus- und Cosinus-Funktionen. Ebenso ist es möglich die Saisonalitätskomponente aus der Zeitreihe zu entfernen. Dazu wird zuerst die Saisonalität entfernt und anschließend eine Modellierung auf der desaisonalisierten Zeitreihe durchgeführt. Die daraus resultierenden Prognosen werden dann mit der Saisonalität ergänzt, indem die genutzte Methodik für die Desaisonalisierung entsprechend angewendet wird. Allerdings erhöht dieser Prozess die Komplexität, was nicht immer erwünscht ist.

Hierarchische Daten

Besonders im Bereich Retail liegen häufig hierarchische Datenstrukturen vor, da die Produkte meist in unterschiedlicher Granularität dargestellt werden können. Hierdurch ergibt sich häufig die Anforderung, Prognosen für unterschiedliche Hierarchien zu erstellen, welche sich nicht widersprechen. Die aggregierten Prognosen müssen daher mit den disaggregierten übereinstimmen. Dabei ergeben sich verschiedene Lösungsansätze. Über Top-Down und Bottom-Up werden Prognosen auf einer Ebene erstellt und nachgelagert disaggregiert bzw. aggregiert. Mit Reconciliation-Methoden wie Optimal Reconciliation werden Prognosen auf allen Ebenen vorgenommen und anschließend abgeglichen, um eine Konsistenz über alle Ebenen zu gewährleisten.

Cold Start

Bei einem Cold Start besteht die Herausforderung darin Produkte zu prognostizieren, die nur wenig oder keine historischen Daten aufweisen. Im Retail Bereich handelt es sich dabei meist um Produktneueinführungen. Da aufgrund der mangelnden Historie ein Modelltraining für diese Produkte nicht möglich ist, müssen alternative Ansätze herangezogen werden. Ein klassischer Ansatz einen Cold Start durchzuführen, ist die Nutzung von Expertenwissen. Expert:innen können erste Schätzungen der Nachfrage liefern, die als Ausgangspunkt für Prognosen dienen können. Dieser Ansatz kann jedoch stark subjektiv ausfallen und lässt sich nicht skalieren. Ebenso kann auf ähnliche Produkte oder auch auf potenzielle Vorgänger-Produkte referenziert werden. Eine Gruppierung von Produkten kann beispielsweise auf Basis der Produktkategorien oder Clustering-Algorithmen wie K-Means erfolgen. Die Nutzung von Cross-Learning-Modellen, die auf Basis vieler Produkte trainiert werden, stellt eine gut skalierbare Möglichkeit dar.

Recommender Concept

Mit unserem Recommender Tool möchten wir die unterschiedlichen Problemstellungen berücksichtigen, um eine möglichst effiziente Entwicklung zu ermöglichen. Dabei handelt es sich um ein interaktives Tool, bei welchem man Inputs auf Basis der Zielvorstellung oder Anforderung und den vorliegenden Datencharakteristiken gibt. Ebenso kann eine Priorisierung vorgenommen werden, sodass bestimmte Anforderungen an der Lösung auch im Output entsprechend priorisiert werden. Auf Basis dieser Inputs werden methodische Empfehlungen generiert, die die Anforderungen an der Lösung in Abhängigkeit der vorliegenden Eigenschaften bestmöglich abdecken. Aktuell bestehen die Outputs aus einer rein inhaltlichen Darstellung der Empfehlungen. Dabei wird auf die zentralen Themenbereiche wie Modellauswahl, Pre-Processing und Feature Engineering mit konkreten Guidelines eingegangen. Das nachfolgende Beispiel gibt dabei einen Eindruck über die konzeptionelle Idee:

Der hier dargestellte Output basiert auf einem realen Projekt. Für das Projekt war vor allem die Implementierung in R und die Möglichkeit einer lokalen Erklärbarkeit von zentraler Bedeutung. Zugleich wurden frequentiert neue Produkte eingeführt, welche ebenso durch die entwickelte Lösung prognostiziert werden sollten. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden mehrere globale Modelle mit Hilfe von Catboost trainiert. Dank diesem Ansatz konnten über 200 Produkte ins Training einbezogen werden. Sogar für neu eingeführte Produkte, bei denen keine historischen Daten vorlagen, konnten Forecasts generiert werden.

Um die Erklärbarkeit der Prognosen sicherzustellen, wurden SHAP Values verwendet. Auf diese Weise konnten die einzelnen Vorhersagen klar und deutlich anhand der genutzten Features erklärt werden.

Zusammenfassung

Die aktuelle Entwicklung ist darauf ausgerichtet ein Tool zu entwickeln, welches auf das Thema Forecasting optimiert ist. Durch die Nutzung wollen wir vor allem die Effizienz bei Forecasting-Projekten steigern. Durch die Kombination von gesammelten Erfahrungen und Expertise soll das Tool unter anderem für die Themen Modellierung, Pre-Processing und Feature Engineering Guidelines bieten. Es wird darauf ausgelegt sein, sowohl von Kunden als auch Mitarbeitenden verwendet zu werden, um schnelle und einfache Abschätzungen sowie methodische Empfehlungen zu erhalten. Eine erste Testversion wird zeitnah für den internen Gebrauch zur Verfügung stehen. Langfristig soll das Tool jedoch auch für externe Nutzer:innen zugänglich gemacht werden. Neben dem derzeit in der Entwicklung befindlichen technischen Output, wird auch ein weniger technischer Output verfügbar sein. Letzterer wird sich auf die wichtigsten Aspekte und deren Aufwände konzentrieren. Insbesondere die Business-Perspektive in Form von erwarteten Aufwänden und potenziellen Trade-Offs von Aufwand und Nutzen soll hierdurch abgedeckt werden.

 

 

Profitieren auch Sie von unserer Forecasting Expertise!

Wenn Sie Unterstützung bei der Bewältigung von vorliegenden Herausforderungen bei Forecasting Projekten benötigen oder ein Forecasting Projekt geplant ist, stehen wir gerne mit unserem Know-how und unserer Erfahrung zur Verfügung.

    Marlon Schumacher

     

    Bildnachweis:

    AdobeStock 83282923 – Mego-studio

    Kürzlich hatte ich während meiner Arbeit bei statworx ein Déjà-vu beim Thema Datenkultur. Meine Hauptaufgabe, als Head der AI Academy, besteht – kurzgefasst – darin, meinen Enthusiasmus für die Themen künstliche Intelligenz, Programmierung, Daten und Cloud Computing auf meine Kundinnen und Kunden zu übertragen. Häufig heißt das auch, meine Passion für diese Themen auf Menschen zu projizieren, die wenig technische Vorerfahrungen mitbringen und deren Herz verständlicherweise oft für andere Themen als Transformer Modelle und funktionale Programmierung schlägt.

    Dieses Spannungsfeld hat mich kürzlich sehr an etwas erinnert, was vor meiner professionellen Karriere passiert ist.

    Aller Anfang ist schwer

    Vor meiner Leidenschaft für Daten und künstliche Intelligenz war ich bereits ein sehr begeisterter (Hobby-)Musiker – eine besondere Passion galt schon immer dem Genre Death Metal (Fußnote: mit detaillierteren Genre-Beschreibungen, die hier eigentlich angebracht wären, möchte ich die interessierten Leser:innen nicht weiter behelligen 😉 ). Zur Studienzeit war ich unter anderem Sänger und Gitarrist in einer Death Metal Band. Für all diejenigen unter euch, die sich nicht gut mit Death Metal auskennen, kann es vielleicht so wirken, als ob all diese „schiefen Töne“ und das „Gegrunze” keine wirklichen Fähigkeiten erfordern – aber lasst mich euch versichern, es gehört einiges an Talent dazu und viele Leute in diesem Genre haben Jahre harter Arbeit hinter sich:

    https://youtu.be/WGnXD0DME30?t=25

    Wenn man sich diese Musik anhört oder noch besser ansieht, ist man schnell beeindruckt, wie schnell die Musiker:innen heute über ihr Gitarrengriffbrett sausen. Dabei vergisst man häufig eine Sache: Aller Anfang ist schwer. Wer von euch schon mal ein Instrument gelernt hat, kann dies sicher bestätigen. Zu Beginn ist es schwierig, sich durch standardisierte Lehrwerke zu arbeiten und die notwendige Motivation zu finden, um Techniken zu erlernen, damit man in Zukunft hoffentlich irgendwann selbst ein Musikstück spielen kann, das halbwegs erträglich klingt. So war es auch bei mir. Zu Beginn fiel es mir sehr schwer, mich für Noten, Takte und Fingerübungen zu erwärmen oder mit angemessenem Durchhaltevermögen bei der Sache zu bleiben.

    Generiert mit DALL-E. Prompt: death metal concert with view from stage to crowd, guitar in the foreground with bokeh, photorealistic style

    Selbst kreativ werden

    Am Anfang waren die Songs nicht besonders gut oder technisch anspruchsvoll, ich hatte ja noch keine nennenswerten Skills im Gitarrenspiel oder Gesang erlernt. Doch dann passierte etwas: Meine Motivation kam auf! Ich erkannte, wie diese Techniken und Fertigkeiten mir ermöglichten, meine eigenen Gefühle und Gedanken auszudrücken. Es war, als ob ich meine eigenen Produkte erschaffen konnte.

    Ich schrieb immer mehr Songs und erlernte dabei fast unbemerkt wichtige Fähigkeiten auf dem Griffbrett. Es wurde meine ganz persönliche Mission, alle erforderlichen Fingerübungen stoisch zu meistern, um immer komplexere Strukturen spielen zu können. Gleichzeitig wurde ich Teil von Bands und einer lokalen Musikszene, in der wir uns auf Konzerten gegenseitig inspirierten und immer wieder motivierten, komplexeres und besseres Material zu schreiben. Hier konnten wir auch weitere, meist noch jüngere, Musikfans dafür begeistern, sich an dieser Musik zu versuchen. Diese kamen dazu, hörten mit und dachten sich: “Das will ich auch können!”. So begannen sie selbst, eigene Songs zu schreiben, eigene Techniken zu erlernen und Teil einer kreativen Kulturszene zu werden.

    Skills allein sind nicht alles

    Man fragt sich nun sicherlich, was dieser kleine Exkurs mit Datenkultur zu tun hat. Das oben genannte Thema hat sich auch in meiner Arbeit mit Datenkultur widergespiegelt. In unserer AI Academy geht es vor allem um Themen der Data Literacy und um verwandte Skills. Ich habe anfangs genau denselben Denkfehler erneut begangen, der mich auch beim Lernen meines Instrumentes hinderte: Die Skills sind alles – oder mit den Skills wird der Rest schon irgendwie kommen.

    Ich ging davon aus, dass die vermittelten Skills so wichtig, so relevant, so produktiv und vor allem so attraktiv für Lernende sind, dass sich nach Erlernen dieser Skills alles weitere automatisch ergibt.

    Dem ist aber nicht so. Im Laufe der Zeit haben wir durch unsere Trainings einen immer größeren Personenkreis erreicht, darunter auch solche mit verschiedenen Kernkompetenzen. Dabei handelt es sich um Menschen, die nicht in ihrer Haupttätigkeit Evangelisten oder Enthusiasten für Matrixalgebra sein können oder wollen.

    Hierbei stehen immer wieder die folgenden Fragen im Vordergrund:

    „Was hat das mit mir zu tun?“
    „Was hat das mit meiner Arbeit zu tun?“
    „Wie könnte das für mich wertvoll sein?”

    Und genauso wie in meiner Geschichte über das Songschreiben, dem Spielen auf Konzerten oder den Austausch innerhalb einer Musikszene, ging es mir auch bei dem Thema Daten und Upskilling.

    Einige unserer erfolgreichsten Trainingsformate, der AI Basics Workshop und Data Literacy Workshop, ermöglichen die grundsätzlich wichtigsten Themen und Learnings rund um Daten und KI für das eigene Unternehmen nutzbar zu machen – mit der Möglichkeit, gemeinsam mit erfahrenen KI-Expert:innen eigene Ideen für die Nutzung dieser Technologien zu generieren. Es handelt sich hierbei nicht ausschließlich um das Erlernen der Funktionsweise von KI, sondern um eine interaktive und geführte Exploration:

    „Was hat das mit mir zu tun?“
    „Wie kann ich damit Wert für meine Umgebung erzeugen?“
    „Welche Probleme muss KI für mich lösen können?“

    Motivierende Ideen

    Zunächst merkten wir, wie Trainingsteilnehmende enthusiastischer mit den Inhalten interagierten und sich die Stimmung in unseren Kursen viel stärker in Richtung eines Growth Mindsets bewegt hat:

    Nicht darauf fokussiert zu sein, was ich bereits kann, sondern vielmehr zu fragen, was ich noch erreichen und was ich erreichen möchte.

    Unsere Kurse gewannen auf der anderen Seite schnell an Beliebtheit bei den Mitarbeiter:innen unserer Kunden. Wir freuten uns natürlich über die Mundpropaganda, die zur Anerkennung der hohen Kursqualität und der spannenden Themen beitrug. Allerdings haben wir nicht vorhergesehen, dass die im Kurs generierten Ideen eine eigene Dynamik entwickeln und in vielen Fällen eine noch größere Strahlkraft im Unternehmen erzeugen als der Kurs selbst.

    Ähnlich wie bei Konzerten in der Death-Metal-Szene konnten auch hier neue Enthusiast:innen gewonnen werden. Diese haben erkannt, dass die Person, die einen Use Case erfolgreich vorantreibt, vor relativ kurzer Zeit ebenfalls noch am Anfang beim Thema Daten und KI stand.

    “Wenn andere das geschafft haben, möchte ich das auch probieren, und zwar im Hinblick auf meine Themen – wie ich die Fingerfertigkeiten dafür lerne, das finde ich schon noch auf dem Weg heraus.”

    Können – Tun – Wollen – ein konstanter Kreislauf in der Organisation

    Und so fügten sich drei wichtige Dimensionen für uns zusammen.

    1. Das Können – Das Beherrschen von Fähigkeiten wie gutem Gitarrenspiel, Projektmanagement im Bereich Daten und KI, Programmierung oder Grundkenntnissen in Datenanalyse.
    2. Das Tun – Regelmäßiges und ritualisiertes Arbeiten mit dem Thema, das Durchführen erster Use-Cases und der Austausch mit anderen, um die Sprache interaktiv zu erlernen.
    3. Das Wollen – Durch erste Erfolgserlebnisse, inspirierenden Austausch und eine klare Vision für die potentielle Wirkung und Wertgenerierung im Unternehmen eine nachhaltige Motivation zum Erreichen von Zielen schaffen.

    Die drei Dimensionen bilden einen Kreislauf, bei dem jede Dimension von den anderen abhängig ist und positiv auf die anderen Dimensionen zurückwirkt. Wenn ich meine Fähigkeiten im Gitarrespielen verbessere, wird es mir leichter fallen, neue Ideen zu entwickeln und erfolgreich mit anderen zu teilen. Dadurch entsteht eine weitere Motivation, um weitere Fähigkeiten und Herausforderungen anzugehen.

    Das ist der Grund weshalb Datenkultur und Death Metal für mich ziemlich viel miteinander gemeinsam haben.

    Wenn Sie mehr über Datenkultur sowie das Können, Tun und Wollen erfahren möchten, lassen Sie uns gerne in den Austausch treten!

    Mehr über AI Academy

     

    Bildnachweis:

    AdobeStock 480687393 zamuruev David Schlepps

    Eine Datenkultur ist ein Schlüsselfaktor für die effektive Datennutzung

    Mit der zunehmenden Digitalisierung ist die Fähigkeit, Daten effektiv zu nutzen, zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen geworden. Diese Denk- und Handlungsweise wird oft als Datenkultur bezeichnet und spielt eine entscheidende Rolle bei der Umwandlung eines Unternehmens in eine datengesteuerte Organisation. Durch die Förderung einer Datenkultur können Unternehmen von der Flexibilität einer faktenbasierten Entscheidungsfindung profitieren und das Potenzial ihrer Daten voll ausschöpfen. Eine solche Kultur ermöglicht schnellere und nachweislich bessere Entscheidungen und verankert datengetriebene Innovation im Unternehmen.

    Obwohl Notwendigkeit und Nutzen einer Datenkultur offensichtlich erscheinen, scheitern dennoch viele Unternehmen an der Herausforderung eine solche Kultur zu etablieren. Einer Studie von New Vantage Partners zur Folge, konnten bisher nur 20% der Unternehmen erfolgreich eine Datenkultur entwickeln. Weiter bezeichnen über 90% der befragten Unternehmen die Veränderung der Kultur als größte Hürde bei der Transformation zum datengetriebenen Unternehmen.

    Eine Datenkultur verändert die Arbeitsweise fundamental

    Die Ursachen für diese Herausforderung sind vielfältig und die erforderlichen Veränderungen durchdringen nahezu alle Aspekte des Arbeitsalltages. In einer effektiven Datenkultur nutzt jede:r Mitarbeiter:in bevorzugt Daten und Datenanalysen zur Entscheidungsfindung und räumt Daten und Fakten Priorität gegenüber dem individuellen „Bauchgefühl“ ein. Diese Denkweise fördert die stetige Suche nach Möglichkeiten der Datennutzung, um so Wettbewerbsvorteile zu identifizieren, neue Einnahmequellen zu erschließen, Prozesse zu optimieren und bessere Vorhersagen zu treffen. Indem sie sich eine Datenkultur zu eigen machen, können Unternehmen das volle Potenzial ihrer Daten ausschöpfen und Innovationen im gesamten Unternehmen vorantreiben. Das bedingt, dass Daten als wichtige Triebkraft für Entscheidungsfindung und Innovation erkannt werden. Dieses Idealbild stellt neue Anforderungen an das individuelle Verhalten der Mitarbeitenden. Darüber hinaus erfordert dies auch eine gezielte Unterstützung dieses Verhaltens durch geeignete Rahmenbedingungen wie eine technische Infrastruktur und organisatorische Abläufe.

    Drei Faktoren prägen die Datenkultur maßgeblich

    Um eine Datenkultur nachhaltig im Unternehmen zu verankern, sind vor allem drei Faktoren entscheidend:

    1. Können | Fähigkeiten
    2. Wollen | Einstellung
    3. Machen | Verhalten

    statworx nutzt diese drei Faktoren, um einerseits das abstrakte Konzept der Datenkultur greifbar zu machen und andererseits, um gezielt notwendige Veränderungen anzustoßen.

    Dabei ist es entscheidend, allen Faktoren gleichermaßen Aufmerksamkeit zu schenken und sie möglichst ganzheitlich zu beachten. Häufig beschränken sich Initiativen zur Kulturentwicklung auf den Aspekt der Einstellung und versuchen bestimmte Werte losgelöst von anderen Einflussfaktoren zu verankern. Diese Initiativen scheitern dann meist an der Realität der Unternehmen, die mit ihren Prozessen, gelebten Ritualen, Praktiken und Werten entgegenstehen und somit die Etablierung der Kultur (aktiv) verhindern.

    Zur Übersicht haben wir drei Faktoren der Datenkultur in einem Framework festgehalten.

    1. Können: Fähigkeiten bilden die Basis für effektive Datennutzung

    Fähigkeiten und Fertigkeiten bilden die Grundlage für den effektiven Umgang mit Daten. Diese umfassen zum einen die methodischen und fachlichen Fähigkeiten der Mitarbeitenden und zum anderen die Fähigkeit der Organisation, Daten nutzbar zu machen.

    Für die Nutzbarkeit der Daten ist dabei die Sicherstellung der Datenverfügbarkeit von besonderer Bedeutung. Der „FAIR“-Standard – Findable, Accessible, Interoperable, Reusable – gibt eine Richtung vor, welche Eigenschaften dabei wesentlich sind. Diese können zum Beispiel durch Technologien, Wissensmanagement und eine geeignete Governance unterstützt werden.

    Auf Ebene der Fähigkeiten der Mitarbeitenden liegt der Schwerpunkt auf Data Literacy (=Datenkompetenz) – der Fähigkeit, Daten zu verstehen und effektiv zu nutzen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört ein grundlegendes Verständnis von Datentypen und Strukturen, wie auch Erhebungs- und Analysemethoden. Data Literacy beinhaltet auch die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, Daten richtig zu interpretieren und Muster und Trends zu erkennen. Bauen Sie relevante Kompetenzen, zum Beispiel durch Upskilling, gezielte Personalplanung und Einstellung von Datenexperten auf.

    2. Wollen: Eine Datenkultur kann nur in passendem Wertekontext gedeihen

    Der zweite Faktor – Wollen – befasst sich mit den Einstellungen und Absichten der Mitarbeitenden und der Organisation als Ganzes gegenüber der Nutzung von Daten. Dafür müssen sowohl die Überzeugungen und Werte von Individuen als auch der Gemeinschaft im Unternehmen adressiert werden. Für die Datenkultur sind dabei vier Aspekte von zentraler Bedeutung:

    • Zusammenarbeit & Gemeinschaft statt Konkurrenz
    • Transparenz & Teilen statt Informationsverschleierung & Datenhortung
    • Pilotprojekte & Experimente statt theoretischer Einschätzung
    • Offenheit & Lernbereitschaft statt Kleinlichkeit & starrer Denkweise
    • Daten als zentrale Entscheidungsgrundlage statt individueller Meinung & Bauchgefühl

    Fallbeispiel: Unternehmen ohne Datenkultur

    Auf individueller Ebene ist ein:e Mitarbeiter:in davon überzeugt, dass man sich mit exklusivem Wissen und Daten einen Vorteil verschaffen kann. Die Person hat innerhalb der Organisation außerdem gelernt, dass sich so strategische Vorteile oder Möglichkeiten zur eigenen Positionierung ergeben, und wurde in der Vergangenheit von Vorgesetzten für solches Verhalten belohnt. Die Person ist also davon überzeugt, dass es absolut sinnvoll und vorteilhaft ist, Daten für sich oder innerhalb des eigenen Teams zu behalten und nicht mit anderen Abteilungen zu teilen. Das Konkurrenzdenken und die Tendenz zur Geheimhaltung sind als Wert fest verankert.

    Generell schränkt ein Verhalten wie im Fallbeispiel beschrieben, die Transparenz im gesamten Unternehmen ein und bremst dadurch die Organisation aus. Wenn nicht alle dieselben Informationen haben, ist es schwierig, die bestmögliche Entscheidung für das gesamte Unternehmen zu treffen. Nur durch Offenheit und Kollaboration kann der wahre Wert der Daten im Unternehmen genutzt werden.  Ein datengetriebenes Unternehmen basiert auf einer Kultur der Zusammenarbeit, des Teilens und des Lernens. Wenn Menschen dazu ermutigt werden, ihre Ideen und Erkenntnisse auszutauschen, können bessere Entscheidungen getroffen werden.

    Auch mögliche Absichtserklärungen, wie Leitbilder und Manifeste ohne greifbare Maßnahmen, werden an der Einstellung der Mitarbeitenden nur wenig ändern. Die große Herausforderung besteht darin, die Werte nachhaltig zu verankern und für alle Mitarbeitenden zur leitenden Handlungsprämisse zu machen, die im Unternehmensalltag aktiv gelebt wird. Gelingt dies, ist die Organisation auf dem besten Weg das erforderliche Data Mindset zu schaffen, um eine effektive und erfolgreiche Datenkultur zum Leben zu erwecken. Bei der Etablierung und Sichtbarmachung dieser Werte kann zum Beispiel unser Transformations-Framework helfen.

    Wir empfehlen den Aufbau einer Datenkultur Schritt für Schritt zu beginnen, denn bereits kleine experimentelle Projekte schaffen Mehrwert, dienen als Positivbeispiel und schaffen Vertrauen. Die praktische Erprobung einer neuen Innovation, selbst nur in einem begrenzten Rahmen, bringt erfahrungsgemäß schneller und bessere Resultate als eine theoretische Einschätzung. Letztlich geht es darum, den Wert von Daten in den Vordergrund zu stellen.

    3. Machen: Verhalten schafft den Rahmen und ist gleichzeitig sichtbares Resultat der Datenkultur

    Die beiden zuvor genannten Faktoren zielen letztendlich darauf ab, dass Mitarbeitende und die Organisation als Gesamtkonstrukt ihr Verhalten anpassen. Nur aktiv gelebte Datenkultur kann erfolgreich sein. Das alltägliche Verhalten – das Machen – spielt demnach eine zentrale Rolle bei der Etablierung einer Datenkultur.

    Das Verhalten der Organisation lässt sich vor allem in zwei Dimensionen betrachten und gleichzeitig durch Veränderungen prägen.

    1. Aktivitäten und Rituale
    2. Strukturelemente der Organisation

    Aktivitäten und Rituale:

    Aktivitäten und Rituale beziehen sich auf die alltägliche Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden einer Organisation. Sie äußern sich in allen Formen der Zusammenarbeit, von den Abläufen in Meetings, über den Umgang mit Feedback und Risiken bis hin zur jährlichen Weihnachtsfeier. Dabei ist entscheidend, welchen Mustern das Miteinander folgt und welches Verhalten belohnt bzw. bestraft wird.

    Erfahrungsgemäß fällt die Transformation zu datengetriebenen Entscheidungen den Teams leichter, welche bereits mit agilen Methoden wie Scrum vertraut sind. Teams, welche wiederrum starken Hierarchien folgen und risikoavers agieren, bewältigen diese Herausforderung weniger leicht. Ein Grund dafür ist, dass agile Arbeitsweisen Zusammenarbeit verschiedener Rollen bekräftigen, und so das Fundament für ein produktives Arbeitsumfeld schaffen. In diesem Kontext ist die Rolle der Führung, insbesondere des Senior Leaderships, von entscheidender Bedeutung. Die Personen auf C-Level müssen zwingend von Beginn an das erwünschte Verhalten vorleben, Rituale und Aktivitäten einführen und gemeinsam als zentraler Treiber der Transformation agieren.

    Strukturelemente der Organisation:

    Während Aktivitäten und Rituale aus den Teams heraus entstehen und nicht immer vorgegeben werden, bildet die zweite Dimension eine stärkere Formalisierung ab. Sie bezieht sich auf die Strukturelemente einer Organisation. Diese bilden den formalen Rahmen für Entscheidungen und prägen dadurch auch das Verhalten, sowie die Entstehung und Verankerung von Werten und Einstellungen.

    Dabei wird zwischen internen und externen Strukturelementen unterschieden. Interne Strukturelemente sind vor allem innerhalb der Organisation sichtbar – zum Beispiel Rollen, Prozesse, Hierarchieebenen, oder Gremien. Durch die Anpassungen und Umstrukturierung von Rollen können erforderliche Skills im Unternehmen abgebildet werden. Weiter können Belohnungen und Beförderungen für Mitarbeitende einen Anreiz schaffen das Verhalten selbst anzunehmen und an Kolleg:innen weiterzugeben. Auch die Aufteilung der Arbeitsumgebung ist ein Teil der internen Struktur. Da die Arbeitsweise in datengetriebenen Unternehmen auf enger Zusammenarbeit beruht und Personen mit verschieden Fähigkeiten braucht. Daher bietet es sich an einen Raum für offenen Austausch zu schaffen, der Kommunikation und Kollaboration zulässt.

    Externe Strukturelemente spiegeln internes Verhalten nach außen. Demnach beeinflussen die internen Strukturelemente, die Wahrnehmung des Unternehmens von außen. Dies zeigt sich beispielsweise durch eine klare Kommunikation, den Aufbau der Webseite sowie durch Stellenausschreibungen und Marketingbotschaften.

    Unternehmen sollten ihr äußeres Verhalten so gestalten, dass es mit den Werten der Organisation übereinstimmt und somit eigene Strukturen unterstützt. Auf diese Weise kann eine harmonische Abstimmung zwischen der internen und der externen Positionierung der Firma erreicht werden.

    Erste, kleine Schritte können bereits große Veränderungen schaffen

    Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die aufeinander abgestimmte Gestaltung von Können, Wollen und Machen in eine nachhaltige Datenkultur resultiert. Nun ist klar, dass eine Datenkultur nicht von heute auf morgen geschaffen werden kann, aber es auch nicht mehr ohne geht. Es hat sich bewährt diese Herausforderung in kleine Schritte zu unterteilen. Mit ersten Pilotprojekten, wie beispielsweise der Etablierung der Datenkultur in nur einem Team und Initiativen für besonders engagierte Mitarbeitende, die den Wandel vorantreiben wollen, wird Vertrauen in den Kulturwandel geschaffen. Positive Einzelerlebnisse dienen als hilfreicher Katalysator für den Wandel der gesamten Organisation.

    Der Philosoph und Visionär R. Buckminster Fuller hat dazu gesagt „Man bewirkt niemals eine Veränderung, indem man das Bestehende bekämpft. Um etwas zu verändern, schafft man neue Dinge oder geht andere Wege, die das Alte überflüssig machen.“ Denn mit der Weiterentwicklung der Technologie müssen Unternehmen in der Lage sein, sich anzupassen, um das gesamte Potential auszuschöpfen. So können Entscheidungen schneller und genauer als je zuvor getroffen, Innovation vorangetrieben und Prozesse zunehmend optimiert werden. Die nachhaltige Etablierung einer Datenkultur wird Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil auf dem Markt verschaffen. In der Zukunft wird die Datenkultur ein wesentlicher Bestandteil jeder erfolgreichen Geschäftsstrategie sein. Unternehmen, die dies nicht annehmen, bleiben zurück.

    Jedoch ist die Nutzung von Daten für viele Unternehmen ein großes Problem. Oft stehen die Datenqualität und die Zusammenstellung der Daten im Weg. Auch wenn in vielen Unternehmen bereits Datenlösungen vorhanden sind, werden sie nicht optimal genutzt. So bleiben viele Informationen ungenutzt und können nicht in die Entscheidungsfindung einfließen.

    Quellen:

    [1] https://hbr.org/2020/03/how-ceos-can-lead-a-data-driven-culture

    Bild: AdobeStock 569760113 Annsophie Huber

    Im Rahmen des Girls’Day bei statworx, haben Mädchen ab der 5. Klasse die Möglichkeit, in die Welt der künstlichen Intelligenz einzutauchen.

    Hierbei wollen wir Mädchen, mit Hilfe von spannenden Vorträgen und interaktiven Workshops, für künstliche Intelligenz begeistern und ihnen so neue Berufsperspektiven aufzeigen.

    Das haben wir für den Girls’Day geplant:

    1. Einführung in das Thema Künstliche Intelligenz (KI) – Was ist KI?
    2. KI im Alltag – Wo wird KI eingesetzt? Wann interagieren wir mit KI?
    3. KI erleben – Verschiedene KI-Tools ausprobieren
    4. KI-Berufe – Welche gibt es und welche Fähigkeiten brauche ich dafür?

     

    Ihr möchtet mitmachen?

    Hier anmelden!

    Das erwartet euch:

    Die konaktiva an der Technischen Universität Darmstadt ist eine der ältesten und größten Unternehmenskontaktmessen und wird jährlich von Studierenden organisiert. Mit über 10.000 Besucher:innen im letzten Jahr und mehr als 200 Ständen ist die konaktiva die ideale Gelegenheit für Unternehmen, Studierende und Absolvent:innen, miteinander in Kontakt zu treten. 

    Auch dieses Jahr ist statworx wieder mit einem Stand und mehreren Kolleg:innen auf der konaktiva vertreten. Wir sind an einem der drei Tage (9.05. bis 11.05.) auf der Messe anzutreffen und werden das genaue Datum hier bekannt geben, sobald es feststeht. 

    Wir freuen uns schon sehr darauf, uns mit interessierten Studierenden und Absolvent:innen auszutauschen, und sowohl über verschiedene Einstiegsmöglichkeiten – vom Praktikum bis zur Festanstellung – bei statworx zu informieren als auch aus unserem Arbeitsalltag zu berichten. Das Kennenlernen findet aber nicht ausschließlich am Messestand statt – es ist auch möglich, mit uns in vorterminierten Einzelgesprächen in Kontakt zu kommen und individuelle Fragen zu klären. 

    Die Teilnahme an der Messe ist für Besucher:innen kostenfrei. 

     

    Das erwartet euch:

    Die konaktiva an der Technischen Universität Darmstadt ist eine der ältesten und größten Unternehmenskontaktmessen und wird jährlich von Studierenden organisiert. Mit über 10.000 Besucher:innen im letzten Jahr und mehr als 200 Ständen ist die konaktiva die ideale Gelegenheit für Unternehmen, Studierende und Absolvent:innen, miteinander in Kontakt zu treten. 

    Auch dieses Jahr ist statworx wieder mit einem Stand und mehreren Kolleg:innen auf der konaktiva vertreten. Wir sind an einem der drei Tage (9.05. bis 11.05.) auf der Messe anzutreffen und werden das genaue Datum hier bekannt geben, sobald es feststeht. 

    Wir freuen uns schon sehr darauf, uns mit interessierten Studierenden und Absolvent:innen auszutauschen, und sowohl über verschiedene Einstiegsmöglichkeiten – vom Praktikum bis zur Festanstellung – bei statworx zu informieren als auch aus unserem Arbeitsalltag zu berichten. Das Kennenlernen findet aber nicht ausschließlich am Messestand statt – es ist auch möglich, mit uns in vorterminierten Einzelgesprächen in Kontakt zu kommen und individuelle Fragen zu klären. 

    Die Teilnahme an der Messe ist für Besucher:innen kostenfrei.